Blick über den Jungfernstieg auf die Binnenalster.
Glyn Lowe Photoworks

Die Binnenalster – mehr als nur ein Gewässer

Heike Sudmann

Mit einer auf Pontons aufgesetzten Flaniermeile und Gastronomie will die Hamburger CDU die Binnenalster attraktiver gestalten. Die Binnenalster erlebbarer zu machen, ist kein schlechtes Ziel. Doch sie dafür zu verkleinern und das historische Stadtbild zu zerstören, ist eine sehr schlechte Idee. Der Verein „Hamburg – Grüne Metropole am Wasser e.V.„, der zum Ziel hat, Hamburgs wasserbezogene Stadtkulturlandschaften zu entwickeln und zu schützen, schreibt in einer Stellungnahme vom 19. Juni: „Vor den Hintergrund, dass es eine Binnenalsterverordnung gibt, die der Randbebauung rings um die Binnenalster Traufhöhen, Dachformen nebst Materialien vorschreibt, um das geschlossene denkmalgeschützte Stadtbild zu wahren, gehören auch die streng geformten Uferzonen zu diesem Ensemble. Insbesondere der Ballindamm mit seiner durchgehenden klaren Rasenböschung und den vorhandenen architektonisch gesetzten Baumreihen gehört zu diesem Ensemble, ebenso wie die harte Kante der Ufermauer am Neuen Jungfernstieg und deren Baumreihen. Die Uferwege am Ballindamm und am Neuen Jungfernstieg sind schon jetzt beliebte Flaniermeilen mit spektakulärer Rundsicht über die Innenstadt.“

Und weiter sagt er: „Wer nun eine weitere Flaniermeile auf dem Wasser davor setzen möchte, hat die geschützte Binnenalster-Architektur nicht verstanden. Sind hier kommerzielle Interessen aktiv, die populistisch und vordergründig Ideen versprühen?“

Diese rhetorische Frage ist aus meiner Sicht nur zu bejahen. Die CDU versucht auch gar nicht erst, das zu verbergen. In ihrer Pressemitteilung sagt der wirtschaftspolitische Sprecher:  „Die Alsterpromenade soll die hanseatische Weltoffenheit einer Handelsmetropole symbolisieren und vor allem neben einem Shoppingerlebnis im Sommer ein nahezu mediterran anmutendes Lebensgefühl der Stadt vermitteln. Die Hamburger lieben das Wasser und wollen auch dort ihre Freizeit verbringen. Ich freue mich, dass wir bereits Unterstützung aus Wirtschaft, Gesellschaft und Politik für das Projekt gewinnen konnten.“

 

Schade, dass die CDU in ihrem Denken so gefangen ist und nur an Kommerz und Shopping denkt, sonst würde sie auf eine andere Idee kommen, die viel naheliegender ist. Wie viel Platz zum Verweilen an der Binnenalster, wie viel Ruhe und wie viel Aufenthaltsqualität ließe sich gewinnen, wenn der Autoverkehr am Ballindamm und am Neuen Jungfernstieg auf den notwendigen An- und Ablieferverkehr reduziert würde?! Ein Gewinn für alle: für die HamburgerInnen, für die TouristInnen und für die Binnenalster, die nicht verkleinert und nicht in ihrer ökologischen und klimatischen Funktion eingeschränkt wäre.

 

Foto: www.GlynLowe.com  / CC-BY-2.0