DIE LINKE diskutiert: „Wie geht eigentlich Integration?“

von Joshua Bode (Praktikant)

Es ist eine Frage, die gerade viele Menschen beschäftigt: Wie kann Integration gelingen? Darüber hat die Linksfraktion im Rahmen der „Mut gegen Armut“-Reihe in der Eppendorfer St. Martinus Kirche mit interessierten Hamburger_innen gesprochen. 

Der Hamburger Senat verfolgt mit seinem Integrationskonzept das Ziel: „Jede und Jeder gehört zu unserer Gesellschaft und soll uneingeschränkt an allen Bereichen des Lebens in Hamburg teilhaben können.“ Zur Umsetzung dieses Ziels unterteilt er das Konzept in sieben Themenschwerpunkte, zu denen etwa Lebensbereiche wie der Beruf, Wohnen und das Zusammenleben im Quartier gehören. Über die Frage, ob die jeweiligen Ziele überhaupt realistisch sind, referierte Charlotte Wohlfarth, stellvertretende Leiterin des Arbeitsbereichs für Jahresgutachten und des Sachverständigenrates deutscher Stiftungen für Integration und Migration. Sie gab uns einen groben Einblick in das Hamburger Integrationskonzept, nannte einige prägnante Zahlen und Statistiken und machte deutlich, welche Probleme und Herausforderungen es bei der Umsetzung der selbstgesteckten Integrationsziele noch immer gab.

Da Konzepte allein noch keine gelungene Integration ausmachen, wollten wir auch einen Blick auf die Praxis werfen  und zwar aus der Sicht derer, die sich freiwillig für Geflüchtete engagieren. So sprach  Sonja Clasing, Schnittstellenkoordinatorin bei der Flüchtlingshilfe Harvestehude, über die praktische Umsetzung der Integration in den Unterkünften und im Quartier. In ihrem Vortrag zeigte sie auf, an welchen Punkten Integration bereits funktioniert und an welchen Stellen sie noch immer scheitert und welche Probleme und Hindernisse es in den Einrichtungen und Unterkünften gibt. Oft handle es sich um strukturelle Probleme, sagte Clasing – ehrenamtliche Mitarbeiter_innen würden etwa nicht ausreichend in die Integrationsmaßnahmen der Ämter eingebunden, zudem fehlten noch immer wichtige Hilfsmittel in den Unterkünften, wie freies WLAN, Drucker oder andere technische Gerätschaften.

Manfred Ossenbeck vom SprecherInnenrat des Bündnisses Hamburger Flüchtlingsinitiativen befasste sich in seinem Vortrag mit dem Themenschwerpunkt Integration und Arbeit. Er sprach darüber, wie Geflüchtete zu Arbeit, Ausbildung oder Studium finden, welche Wege sie dafür beschreiten müssen, welche Fehler sie machen und auf welche Probleme sie dabei stoßen. Als eine der Hauptbarrieren zählte Herr Ossenbeck unter anderem die fehlenden Sprachkenntnisse, die Unkenntnis über das deutsche Bildungssystem und den hiesigen Arbeitsmarkt auf. Zudem sei es so, dass Geflüchtete so schnell wie möglich selbstbestimmt wohnen wollen und daher teilweise schwarz arbeiten oder einfach Mangelberufe ergreifen, um so schnell wie möglich ihr eigenes Geld zu verdienen.

Das Publikum, bestehend aus rund 20 Teilnehmern, zeigte, wie schon während der einzelnen Vorträge, in der abschließenden Diskussionsrunde einen regen Diskussions- und Mitteilungsbedarf. Die Gäste diskutierten sehr angeregt zu den einzelnen Themenschwerpunkten, etwa über die Gleichberechtigung der Geschlechter und zur Frage, ob religiöse und kulturelle Differenzen ein Integrationshindernis darstellen können. Was uns besonders freut: Die gesamte Diskussion verlief äußerst sachlich, konstruktiv, und alle Teilnehmer_innen beteiligten sich interessiert und engagiert an der Debatte.