„Es kommt nicht nur auf das Durchsetzungsvermögen in der Bürgerschaft an“

Ich bin Lana und besuche derzeit die 12. Klasse. Die Gelegenheit, ein zweiwöchiges Schülerpraktikum zu machen, habe ich genutzt, um einen Einblick in die Politik in Hamburg zu bekommen. Ich habe mich bei der Fraktion der Linken beworben mit der Erwartung, herauszufinden wie Positionen vertreten und Entscheidungen getroffen werden.

Um ein (politisches) Problem beurteilen zu können, ist es erforderlich, kritikfähig zu sein und sich mit allen existierenden Positionen zu befassen. Man sollte nicht nur eine Antwort auf die Fragen finden, worum es geht und wie die einzelnen Parteien und Interessenverbände zu einem Konflikt stehen, sondern auch hinterfragen, wodurch sie ihre Position stärken können. Erst durch das erlangte Wissen ist es möglich, sich eine begründete Meinung zu bilden.

Ein Bürger bildet sich oft seine Meinung aufgrund seiner persönlichen Anliegen und versucht hierbei seine persönlichen Werte zu berücksichtigen. Um an sein Ziel, das im Normalfall die Änderung einer bereits existierenden Regelung betrifft, zu gelangen, ist es erforderlich seine Meinung zu äußern und diese angemessen zu vertreten. Bei politischen Prozessen innerhalb der Hamburgischen Bürgerschaft sieht  das anders aus.

Durch mein Praktikum hatte ich die Gelegenheit, mir zwei Ausschüsse, zwei Fraktionsversammlungen, eine Bürgerschaftssitzung, eine Landespressekonferenz und einige Veranstaltungen anzuschauen. Überraschend war für mich vor allem die Bürgerschaftssitzung. Überzeugende und entsetzende Reden gab es an einem Ort innerhalb weniger Stunden. Es gab eine klare Struktur, die trotz anspruchsvoller und kritischer Einwände eingehalten wurde. Ähnlich verliefen der Verfassungsausschuss und der Schulausschuss. Durch eine vorherige Auseinandersetzung mit den Themen war mehr oder weniger klar, welche Partei wogegen und wofür stimmt.

Was mir gefehlt hat, war das Verständnis der Parteien für einander. Es kam mir so vor, als würde oft nicht einmal das Bemühen vorhanden sein, sein Gegenüber nachvollziehen zu können. Anstatt auf einander einzugehen, um einen Antrag auszubauen, so dass dieser zielführend ist, wurde oft abgelehnt, was nur im Geringsten nicht den eigenen Vorstellungen entspricht. Fragen wurden zwar beantwortet, jedoch fehlten oft sowohl die Details als auch eine tiefgründige Reflexion und Darlegung der eigenen Schwachpunkte. Manchmal schien es mir so, als wäre das Ziel bei der Abstimmung über einen Antrag nicht das Wohlergehen der Betroffenen, um die es inhaltlich geht, sondern die Repräsentation der eigenen feststehenden und unveränderlichen Werte.

Im Großen und Ganzen war mein Praktikum für mich sehr bereichernd. Ich habe durch meinen Einblick in die Arbeit der Linksfraktion vor allem gelernt, dass es nicht nur auf das Durchsetzungsvermögen in der Bürgerschaft ankommt, sondern dass auch viel Wert auf externe Veranstaltungen zur Aufklärung für Bürger und Bürgerinnen gelegt werden muss. Ich kann jedem Schüler, der ebenfalls gerne mehr über die Arbeit in einer Partei herausfinden möchte, ein Praktikum empfehlen. Der Alltag ist abwechslungsreich und interessant!