Hamburgs kreative Milieus – eine Chance für die Stadt

BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG

 

  1. Sitzung

Donnerstag, 21. Januar 2010

 

Hamburgs kreative Milieus – eine Chance für die Stadt

 

Norbert Hackbusch DIE LINKE:

Herr Präsident, meine Damen und Herren!

Seit Monaten ist es immer das gleiche, wenn die GAL hier ein Thema anmeldet.

Die Kreativität von oben und unten ist auch ein schöner Ansporn, ich beklage mich gar nicht so sehr darüber.

Als Vorsitzender des Kultur-, Kreativwirtschaftsund Tourismusausschusses versetzt es mich aber schon ein wenig in Schwierigkeiten, dass es uns seit Monaten nicht gelingt, die Kreativagentur und ihre Arbeit einmal kritisch im Ausschuss würdigen und darüber diskutieren zu können, weil diese Agentur noch immer nicht richtig arbeitet. Wir haben da also ein paar Defizite, aber trotzdem rede ich natürlich gerne über die Kreativität in dieser Stadt und freue mich auch daran, dass dieses Thema so eine große Aufmerksamkeit erfährt.

Jeder, der sich das einmal anschauen möchte mit der Kreativität und nicht nur Studien durchlesen will, kann jetzt einfach ins Kino gehen und sich den neuen Heimatfilm „Soul Kitchen“ ansehen. Er wird dort die kreativen Plätze dieser Stadt finden: Wilhelmsburg, das Gängeviertel und, für manchen vielleicht überraschend, das Frappant in Altona. All das kann man in diesem Film bewundern und sich dann seine Gedanken zur Kreativität machen. Nach den ersten Einblicken zu urteilen gefällt mir auch die Studie gut und sie bietet eine Menge Stoff für weitere Diskussionen.

Zunächst möchte ich aber noch einmal auf Herrn Wankum zurückkommen. Mir gefällt nicht, wenn man andeutet, Kreativität komme daher, dass kreative Menschen dort in schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen leben müssen. Ich finde es sehr schön, dass Frau Oldenburg diesen Punkt noch einmal aufgegriffen hat. Wir sollten uns einmal darüber unterhalten, wie wir das verbessern können. – Sie müssen sich einfach einmal mit den dortigen Verhältnissen auseinandersetzen, Herr Wankum.

Wir haben das bereits im Kulturausschuss gemacht und damals waren Sie, wenn ich mich recht erinnere, auch ziemlich erstaunt darüber. Mir missfällt ebenfalls, dass Sie andeuten, Kreativität sei nur dann erreichbar, wenn die Kreativen möglichst schnell und häufig ihre Standorte wechseln. Das ist kein Kriterium für Erfolg, eher, ob wir in der Lage sein werden, Plätze zur Verfügung zu stellen, die auch längerfristig nutzbar sind.

Entscheidender ist aber etwas anderes, für mich ein Kernpunkt der Studie. Wenn Sie sich das einmal anschauen, finden Sie dort in einer Art Großwetterkarte Hamburgs die Struktur der kreativen Milieus in Hamburg. Diese Karte zeigt vor allem zwei Bereiche: Ottensen mit einem großen Hoch und St. Pauli mit einem großen Hoch.

Dort, wo diese beiden Hochs miteinander kommunizieren, haben wir einen Wirbelwind – wunderschön anzusehen. Dieser Wirbelwind ist das Frappant. Dieses Gebäude wird kulturell aktiv genutzt und ist auch nach der Studie ein wichtiges Zentrum von Kreativität und Kulturaktivitäten. An dieser Stelle, wo gegenwärtig ein aktives kreatives Cluster ist, droht in diesen Tagen nun die Entscheidung, eines der einfallslosesten, dümmsten und monotonsten Rieseneinkaufszentren zu bauen, gerade so, als wären wir in den Siebzigerjahren und würden einen Karstadtklotz planen. Wenn Sie auch nur ein wenig von Kreativität verstanden haben, dann werden Sie wissen, dass derlei Siebzigerjahre-Baulogik keine Zukunft haben kann und es für die Stadt fürchterlich werden wird, wenn das realisiert wird.

Wie wir gestern auch besprochen haben, ist die Frage der Bürgerbegehren und Bürgerentscheide in Altona noch nicht zu Ende. Das erste Ergebnis ist knapper ausgefallen, als ich mir es selber vorgestellt habe. Nach den Zwischenberichten, die ich gehört habe, und erstaunlicherweise trotz einer Riesenpropaganda für IKEA, die von allen Parteien gemacht wurde …

Ich bin ein so guter Mensch, dass ich Herrn Heinemann immer dran lasse und mir fehlt dann die Zeit. – Danke.