Kita-Gutscheinsystem: Kinder haben Anspruch auf bedarfsgerechte Bildung

Anlässlich der Fachtagung „Fünf Jahre Kita-Gutscheinsystem in Hamburg“, die am 30. und 31. Oktober 2008 in der HAW stattfindet, stellen Kersten Artus, frauen- und gewerkschaftspolitische Sprecherin, und Mehmet Yildiz, kinder-, jugend- und migrationspolitischer Sprecher, fest:

„Das Engagement der Erzieherinnen und Erziehern in Hamburger Kitas ist beeindruckend. Es ist das Herzblut dieser Beschäftigten, das Kitas zu Wohlfühl-Orten macht. Es ist frauenfeindlich und nicht nachvollziebar, dass dieser Beruf so schlecht bezahlt wird. Es ist inakzeptabel, dass Kinder je nach Herkunft ihre Kita unterschiedlich lange besuchen dürfen.“

„Nach fünf Jahren zieht der Senat eine sehr einseitige Bilanz und spielt die sozialen Folgen des Gutscheinsystems massiv herunter. Das Kita-Gutscheinsystem hat sich aus unserer Sicht  nicht bewährt, weil es sozial schwache Familien und ihre Kinder benachteiligt und die Arbeitsbedingungen in den Kitas weiter verschlechtert.“

  • Die Versorgung von Ganztagsplätzen für Kinder mit Migrationshintergrund und Kindern von Erwerbslosen, insbesondere Langzeiterwerbslosen, ist deutlich zurückgegangen.
  • Kinder mit Deutschförderungsbedarf befinden sich überwiegend in Halbtagsgruppen, was ihre Integration erschwert.
  • In ärmeren Stadtteilen sind Kitas schlecht ausgestattet, der Versorgungsgrad ist gesunken.
  • Die pädagogische Arbeit gemäß den Bildungsempfehlungen kann aufgrund der unterschiedlichsten Betreuungszeiten, vor allem über vier und fünf Stunden und dann auch noch teilweise ohne Mittagessen-, nur unzureichend gewährleistet werden.
  • Kleingruppenarbeit und Projekte sind aufgrund ständigen Kommens und Gehens in den Kitas kaum noch möglich.
  • Die Anzahl unbefristeter Vollzeitstellen für Erzieherinnen und Erzieher wurde massiv abgebaut.
  • Aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen ist ein Fachkräftemangel entstanden, der dem wachsenden Bedarf an frühkindlicher Erziehung und der sozialen Verantwortung in nicht gerecht wird.

Die Abgeordneten Artus und Yildiz fordern: „Wenn Senator Dietrich Wersich es ernst damit meint, dass der Ausbau noch nicht abgeschlossen ist und es sich seiner Meinung nach um ein „wachsendes System“ handelt, dann muss das Hamburger Gutscheinsystem jetzt radikal hinterfragt und überarbeitet werden.“

  • Kinder von Erwerbslosen und aus Migrantenfamilien müssen Ganztagsplätze in Kitas bekommen.
  • Erzieherinnen und Erziehern müssen vorrangig Vollzeitstellen angeboten werden, Fortbildungen müssen in die Bewertung der Entgelte einfließen. Der Erzieher-Beruf muss gemäß gewerkschaftlicher Empfehlung aufgewertet werden.
  • Es muss eine vernünftige Kooperation zwischen Sozial- und Bildungsbehörde stattfinden, damit Hamburg ernst macht mit den Verlautbarungen, dass Kitas Bildungsorte und keine Betreuungsstationen sind.
  • Das Kita-Essen muss endlich kostenlos werden.

Artus und Yildiz erklären abschließend: „Eltern und Kinder sind keine „Kunden“ wie es in Neoliberal-Deutsch genannt wird – sie sind Bürgerinnen und Bürger und haben Menschenrechte. Denen gilt es, gerecht zu werden. Bildung ist keine Ware, Kinder auch nicht!“