Picasa

LINKE und Piraten decken neue Missbrauchsfälle in Jugendheimen auf

Harte Strafen, Isolation, zensierte Briefe – die Misshandlungen von Jugendlichen in norddeutschen Heimen nehmen kein Ende: Recherchen der Hamburer Linksfraktion und der Piratenfraktion aus Schleswig-Holstein bringen neue Rechtsverletzungen ans Licht.

IMG_0270 Nach außen wirkten die Einrichtungen harmlos, dann kamen die Schreckensmeldungen. In den Jugendeinrichtungen „Friesenhof“ und “Haasenburg” wurden Jugendliche über lange Zeit systematisch gedemütigt, erniedrigt und drangsaliert. Die katastrophalen Zustände in den Heimen haben bundesweit Schlagzeilen gemacht, in Folge wurden beide Heime geschlossen, ein Untersuchungsausschuss im Schleswig-Holsteinischen Landtag gebildet. Die politisch Verantwortlichen in Kiel und Hamburg versprachen, die Ereignisse aufzuarbeiten – und die Mängel in den Einrichtungen abzustellen.

Und heute? Wie es scheint, hat sich überhaupt nichts geändert. Recherchen der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft und der Piratenfraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag haben neue Fälle von Misshandlungen und Rechtsverletzungen in norddeutschen Jugendheimen ans Licht gebracht. Konkret geht es um Einrichtungen der Träger “Heilpädagogische Kinder- und Jugendhilfe Dithmarschen, Dörpling” und “Therapiezentrum Rimmelsberg”, speziell um die Einrichtung „Hof Seeland“.  IMG_0274

Involviert waren dabei offenbar auch ehemalige MitarbeiterInnen des “Friesenhofes”, die nach der Schließung des Skandal-Heims in ähnlichen Einrichtungen in Schleswig-Holstein zum Einsatz gekommen sind und sich auch dort an zweifelhaften pädagogischen Methoden beteiligt haben sollen. Das jedenfalls legen zahlreiche Berichte von Trägern, Angehörigen und betroffenen Kindern nahe, die den Fraktionen der Piraten und Linken vorliegen.

Sabine Boeddinghaus, Co-Vorsitzende der Linksfraktion Hamburg: “Wieder zeigt sich, dass die Hamburger Jugendämter junge Menschen außerhalb der eigenen Landesgrenze unterbringen, ohne genau wissen zu wollen, wie die jeweiligen Einrichtungen arbeiten und wie es den jungen Menschen dort geht. Es entsteht der Eindruck, dass für die Behörde weiterhin gilt: Aus den Augen, aus dem Sinn. Wir erwarten, dass die Jugendämter bereits vor der Belegung die pädagogischen Konzepte der Einrichtungen prüfen und bewerten müssen. Dabei muss endgültig Schluss gemacht werden mit der Methode ‘Schwarze Pädagogik’ in vermeintlich offenen Einrichtungen. Erniedrigungen, Isolierungen, Strafsport, Kontaktsperren und erniedrigende Verhaltenszüchtigungen haben keinen Platz in der Kinder und Jugendarbeit.”

IMG_0275 Die Friesenhof-Heime waren, wie die der Haasenburg-Gruppe, eine Art pädagogisches Gorleben“, sagt Wolfgang Dudda, sozialpolitischer Sprecher der Piratenfraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag. „Bootcamp-Pädagogik als Ersatz für tatsächlich nicht vorhandene geschlossene stationäre Einrichtungen der Jugendhilfe hätte nie stattfinden dürfen und darf nie wieder stattfinden. Die Aufsichtsbehörde, das Landesjugendamt, ist zu keiner Zeit rechtlich und von der personellen Ausstattung her in der Lage gewesen, eine echte Fachaufsicht auszuüben. Hier gehen privates Profitstreben um jeden Preis mit vermeintlichen Sparzwängen des Staates Hand in Hand.”

Linke und Piraten fordern die Behörden einmütig auf, die vorliegenden Beschwerden genaustens zu prüfen und zu den konkreten Vorwürfen der Betroffenen Stellung zu nehmen. Die betroffene Einrichtung „Hof Seeland“ (Rimmelsberg) und andere Einrichtungen sind unverzüglich zu schließen, wenn sich die Aussagen der Betroffenen bestätigen sollten.