Rund 100.000 Euro kostet das historische Matthiae-Mahl die SteuerzahlerInnen – gerade in Zeiten wachsender sozialer Not ein politischer Skandal, finden Cansu Özdemir und Sabine Boeddinghaus.

Seit 1356 kommt die politische Elite Hamburgs zum sogenannten Matthiae-Mahl zusammen. Das traditionsreiche Festmahl ist an Prunk kaum zu überbieten: 400 prominente und einflussreiche Vertreter aus Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft sind eingeladen, rund 100.000 Euro kostet der teure Spaß. Am 12. Februar ist es wieder so weit, zum diesjährigen Matthiae-Mahl werden Bundeskanzlerin Angela Merkel und der britische Premier David Cameron als Ehrengäste erwartet. Bürgermeister Olaf Scholz will mit der Einladung ein Signal dafür setzen, dass Großbritannien Mitglied der Europäischen Union bleiben soll.

„Flüchtlinge sitzen krank in ihren Zelten und die oberen Zehntausend tafeln auf Steuerkosten“

DIE LINKE lehnt die Ausrichtung des Matthiae-Mahls entschieden ab. Unsere beiden Fraktionsvorsitzenden Cansu Özdemir und Sabine Boeddinghaus haben im Gespräch mit der Hamburger Morgenpost auf den Punkt gebracht, warum das Festmahl in diesen Zeiten mehr als unangebracht ist. „Draußen frieren Obdachlose, platzt die Hamburger Tafel aus allen Nähten, suchen Menschen verzweifelt nach einer bezahlbaren Wohnung, sitzen Flüchtlinge krank in Zelten, kämpfen soziale Einrichtungen ums Überleben. Und drinnen tafeln die oberen Zehntausend auf Steuerkosten? Da machen wir nicht mit!“, sagt Cansu Özdemir.

Während „in allen gesellschaftlich bedeutenden Bereichen gespart und gekürzt“ werde, sei das Matthiae-Mahl „das Letzte, was Hamburg gerade braucht.“

„Warum bezahlen die Gäste ihr Luxusmahl nicht selbst?“

Dass es ausgerechnet die Hamburger BürgerInnen sind, die für die Eliten-Speisung zahlen sollen, hält Sabine Boeddinghaus für einen „politischen Skandal“. „Die zahlungskräftigen Gäste könnten für ihr Luxusmahl zumindest selbst aufkommen – warum werden für dieses hochherrschaftliche Festmahl die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler zur Kasse gebeten?“

Dass ausgerechnet David Cameron als ausländischer Ehrengast erwartet wird, ist für DIE LINKE ein weiterer Affront: Mit seiner Unnachgiebigkeit in der Flüchtlingskrise steht der britische Premier für die unsozialen und unsolidarischen Kräfte in Europa, die Menschen gegeneinander ausspielen und den Zusammenhalt in der Europäischen Union leichtfertig aufs Spiel setzen.

Mit Blick auf die hohen Kisten ist das Matthiae-Mahl mehr als überflüssig, das Festhalten an der mittelalterlichen Tradition geradezu absurd. Und absurde Ideen entlarvt man zuweilen am besten mit Satire: 2009 zogen bereits einige MitarbeiterInnen der LINKEN durch die Stadt und skandierten Parolen wie „Haben sie ein Herz für Reiche!“ – eine Parodie auf die feinen Gäste des Matthiae-Mahls.

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