Hapag-Lloyd-Verkauf: Elbphilharmonie, HSH Nordbank … Senat sammelt weiter Finanzkatastrophen

Der finanz- und haushaltpolitische Sprecher Dr. Joachim Bischoff erklärt zu den Meldungen um den Hapag-Lloyd-Verkauf: „Mit Elan haben die vermeintlichen Wirtschaftsprofis im Hamburger Rathaus sich ein zusätzliches Problemfeld beschafft: die Hansestadt ist über ihre Vermögensholding mit 484 Millionen Euro an der Reederei Hapag-Lloyd beteiligt. Zusätzlich kommen 175 Millionen Garantieerklärung für die von Hapag-Lloyd in Auftrag gegebenen Schiffneubauten.

Nach der massiven Etatüberziehung bei der Elbphilharmonie und dem teuren Sanierungsprogramm für die HSH Nordbank wird der Senat mit einer weiteren Baustelle konfrontiert. Dazu ein fragwürdiger, weil nicht solide finanzierter Doppelhaushalt. Es wird Zeit, dass sich die schwarz-grüne Regierungskoalition endlich mit mehr Fachkompetenz ausstattet. Die bisherige Finanzpolitik gerät mehr und mehr zu einem Desaster. Es geht darum für Hamburg ein wichtiges Unternehmen mit vielen Arbeitsplätzen zu retten und nicht nur um einen Finanzdeal.“

Der TUI-Konzern erwägt ein Darlehen für seine Noch-Tochter Hapag-Lloyd, um die Liquidität der Traditionsreederei auch nach dem vereinbarten Verkauf zu gewährleisten. TUI hatte Hapag-Lloyd im Oktober zu einem Unternehmenswert von 4,45 Milliarden Euro verkauft. Beim Abschluss der Transaktion soll TUI rund eine Milliarde Euro zufließen. Zuletzt musste Hapag-Lloyd offenbar aber um Stützpfeiler ihrer Finanzierung bangen.

Die Royal Bank of Scotland könnte nach dem Abschluss des Verkaufs der Traditionsreederei möglicherweise Kreditkonditionen neu verhandeln, wie es im vergangenen Monat in Finanzkreisen hieß. Dabei geht es um einen Kredit, den sich Hapag-Lloyd für den Erwerb von 29 Schiffen des Mutterkonzerns TUI gesichert hat.

In diesem Krisenstrudel hängt auch die Hansestadt mit drin: sie ist neben TUI, die mit 33,3 Prozent weiterhin beteiligt ist, Mitgesellschafter des Konsortium Albert Ballin. In diesem Konsortium hält der Unternehmer Klaus-Michael Kühne 25 Prozent, die Stadt Hamburg mit 23 Prozent und die restlichen Anteile sind  von der M.M.Warburg Bank, der Versicherung Signal Iduna, der HanseMerkur und der HSH Nordbank übernommen worden.

Der Kaufpreis für die Reederei beträgt 1,4 Milliarden. Bestandteil war aber auch die Übernahme eines großen Schuldenberges. Jetzt gibt es doppeltes Problem: nach dem Ankauf droht eine längere wirtschaftliche Durststrecke und die Banken zögern angesichts von Finanz- und Wirtschaftskrise die Kreditlinien für Hapag- Lloyd zu verlängern. Auch Hapag-Lloyd hat massiv unter der weltweiten Wirtschaftskrise und den dadurch dramatisch gesunkenen Frachtraten für Container gelitten. Es droht ein Verlust für 2008 und die Banken könnten das Sonderkündigungsrecht für Kreditlinien in Anspruch nehmen, das ihnen bei Veränderungen des Unternehmens zusteht.  Auch im Frachtgeschäft herrscht ein Verdrängungswettbewerb, bei dem das Unternehmen überlebt, das auch bei niedrigen Transportpreisen mithalten kann. Ein Ende dieser Entwicklung, da sich auch vor der Finanzkrise schon abzeichnete, ist derzeit nicht in Sicht.