Sportstättenversorgung mangelhaft: Senat setzt auf Großveranstaltungen statt Breitensport

Während der Senat bereit ist Millionenbeträge in große „Sportevents“ zu investieren – sei es die inzwischen abgesagte Bewerbung um die Ausrichtung der Universiade oder laufende Bewerbung um die Schwimm-Weltmeisterschaft – wird die Situation im hamburgischen Breitensport immer schlimmer.

Dazu erklärt der sportpolitische Sprecher der Bürgerschaftsfraktion DIE LINKE, Dr. Joachim Bischoff:

„Statt immer neue Sportevents mit hohem Mittelaufwand und zweifelhafter Wirkung für die aktiven SportlerInnen nach Hamburg holen zu wollen, sollte sich der Senat endlich um seine Kernaufgaben kümmern: Die Sicherstellung des Sportangebots, die angemessene Ausstattung und Herrichtung der Sportstätten und die Förderung vor allem des Kinder-, Jugend-, Senioren- und Integrationssports. Der Abbau der staatlichen Platzwarte ist ein trauriges Beispiel dafür, dass der Senat in vielfacher Hinsicht die falschen Prioritäten in der Hamburger Sportlandschaft setzt.“

Der teilweise katastrophale Zustand der Lehrschwimmbecken und des Schwimmunterrichts ist schon in den vergangenen Wochen häufig Thema in den Medien gewesen. Doch das ist nur die Spitze des sportpolitischen Desasters. Der Senat ist seit drei Jahren damit beschäftigt, ein EDV-gestütztes Auskunftssystem über die Belegung und Vergabe der Sportstätten zu installieren. Mit dem Ergebnis, dass er nicht in der Lage ist, eine detaillierte Auswertung der Sportstättennutzung vorzulegen. Doch auch der Zustand der Sportstätten lässt mehr als zu wünschen übrig: Alleine im Bezirk Hamburg-Mitte wird der Sanierungsstau mit gut 3 Mio. Euro angegeben. Die „beachtlichen Mängel“ – so das Bezirksamt in einer Mitteilung vom 6. April 2009 (Bezirks-Drucksache 19/45/09) – „konnten aufgrund der seit Jahren nicht auskömmlichen Sportrahmenzuweisung … nicht behoben werden“.

Ein weiterer Punkt, den Hamburgs BreitensportlerInnen nur als Schlag ins Gesicht empfinden können, ist die personelle Ausstattung zur Pflege und Betreuung der öffentlichen Sportplätze. Wie einer jüngst erfolgten Senatsantwort auf eine von Dr. Joachim Bischoff gestellte Kleine Anfrage zu entnehmen ist (Drucksache 19/2704), ist alleine im Zeitraum zwischen 2000 und 2008 die Anzahl der staatlichen Platzwarte von 114,45 kontinuierlich auf 95,00 Stellen abgebaut worden, ein Minus von 19,45 Stellen.

Die Auswirkung dieses von der Öffentlichkeit bisher nicht wahrgenommenen gut 15%igen Personalabbaus hat z.B. der „Störtebeker Sportverein“ zu spüren bekommen. Dem gerade in der Jugendarbeit im Bezirk Mitte engagierten und expandierenden Verein sind zwar Trainingszeiten für eine neue Jugendmannschaft auf dem Sportplatz Snitgerreihe in Horn in Aussicht gestellt worden, doch eine reale Nutzung wurde vom Bezirksamt Mitte bisher untersagt, weil für die betreffenden Zeiten der Platz zwar frei, aber eben ohne Platzwart, mithin ohne Kontrolle und Begleitung sei. Verschiedene Bemühungen, zumindest eine pragmatische Lösung zu finden, sind vom Bezirksamt monatelang ausgesessen worden. Der eigentliche Skandal ist jedoch, dass der Personalabbau unter den Platzwarten inzwischen derartige Dimensionen angenommen hat, dass vorhandene Plätze im sportlichen Alltag nicht mehr genutzt werden können.