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taz Salon: “Der spendable Bestimmer” mit Norbert Hackbusch
12. Januar 2016 um 8:00 - 17:00
Kaum ein anderer tut so viel für Hamburg, könnte man meinen, wie Klaus-Michael Kühne. Der Mehrheits-Aktionär des Logistik-Riesen Kühne+Nagel ist mit verschiedensten Sponsoring-Projekten in seiner Geburtsstadt präsent. Er finanziert den Wiederaufbau der Katharinenkriche, die Elbphilharmonie, profilierte sich als „Retter von HapagLloyd“, unterstützt Literaturhaus und Harbour-Festival – und er hat den Hamburgern – zumindest nominell – ihr „Volksparkstadion“ wieder gegeben.
Seinen Firmensitz hat Kühbne+Nagel, aus Sorge vor den Sozialdemokraten, zwar schon 1969 von Hamburg in die Schweiz ausgelagert. Doch auch, wenn die Steuereinnahmen seither im idyllischen Schindeleggi hoch überm Zürichsee fällig werden – als Arbeitgeber ist Kühne auch für Hamburg noch immer eine große Nummer.
Hamburg ist nicht undankbar. Der Senat machte Klaus-Michael Kühne zum Professor ehrenhalber, und als seine Firma nun ihr 125. Gründungsjubiläum feierte, lag das Goldene Buch der Stadt weit aufgeschlagen vor dem Sponsor. Eine mehrgängiges „Senatsfrühstück“ inklusive.
Aber: Muss man Wohltäter in Watte packen? Denn zugleich ist Klaus-Michael Kühne ja ein Sponsor mit sehr spezieller Geschichte: Mit einer reichhaltigen NS- und Arisierungsgeschichte – auch in eigener Sache – , die die Firma noch immer weittgehend unter dem Deckel zu halten versucht. Nach wie vor ist das Firmenarchiv für Historiker tabu. Nach wie vor tut die Firma so, als habe sie lediglich „in dunklen Zeiten“ versucht, wirtschaftlich über Wasser zu bleiben. Die Wahrheit ist: Kühne+Nagel sicherte sich das Monopol für die Verwertung des gesamte Besitzes der aus Westeuropa deportieren jüdischen Bevölkerung.
In der Diskussion wollen wir klären, welche Handlungsspielräume eine Stadt jenseits der Investorenpflege hat.
Eine Diskussion mit:
Prof. Dr. Cornelia Rauh, stellvertr. Vors. des wissenschaftl. Beirats der Gesellschaft für Unternehmensgeschichte
Thomas Kerfin, HSV-Supporters-Club
Norbert Hackbusch, finanz- und kulturpolitischer Sprecher der Fraktion “Die Linke”
Hansjörg Schmidt, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion
Moderation: Henning Bleyl, taz-Redakteur