Großes Interesse an „Sklaverei in Altona“

Am 20. September 2024 fand im Rathaus Altona eine hochkarätige Veranstaltung zum Thema „Sklaverei in Altona“ statt, die auf großes Interesse stieß. Etwa 200 Besucher*innen waren gekommen, um den neuesten Forschungsstand über ein Thema zu erfahren, das in der Öffentlichkeit bisher wenig Beachtung fand. Im Mittelpunkt standen die Beiträge von Julian zur Lage und Jürgen Zimmerer von der Forschungsstelle (post-)koloniales Hamburg und der Künstlerin Maseo aus Hamburg. Trotz des am gleichen Tag stattfindenden Klimastreiks war der Andrang groß, und die Diskussion zeigte, dass dieses Thema viele Menschen bewegt.

Neue Forschung enthüllt bisher wenig bekannte Aspekte der Sklaverei in Altona

Julian zur Lage präsentierte seine aktuelle Forschung, die sich in den letzten Jahren intensiv mit der Geschichte der Sklaverei in Altona beschäftigt hat. Sie belegt das Ausmaß der Sklaverei in Altona und den Einfluss des transatlantischen Sklavenhandels auf die damals zu Dänemark gehörende Stadt. Viele Besucher*innen äußerten, dass sie die historischen Einblicke faszinierend, aber auch emotional fordernd fanden.

Künstlerin Maseo bietet alternative Perspektiven

Ein besondere Perspektive bot der Beitrag der Hamburger Künstlerin Maseo. Sie betonte, dass ein Schwarzer Blickwinkel auf die Geschichte der Sklaverei auf andere Quellen und Vorgehensweisen zurückgreife als die traditionelle, überwiegend weiße, männlich geprägte Forschung. Ihr Ansatz zeigte eindrucksvoll, wie wichtig es ist, die vielfältigen Stimmen und Erfahrungen zu berücksichtigen, die von der traditionellen Geschichtsschreibung häufig vernachlässigt werden.

Jürgen Zimmerer: Forschungsstelle wird eingestellt!

Jürgen Zimmerer, renommierter Experte für die Kolonialgeschichte Hamburgs, kritisierte in seinem Beitrag den Umgang des Hamburger Senats mit der Forschungsstelle „Hamburgs (post-)koloniales Erbe und die frühe Globalisierung Hamburgs“. Die Thematik der Forschungsstelle solle über eine so genannte „Profilinitiative“ in die Fakultäten eingegliedert und so stärker innerhalb der Universität behandelt werden, was  grundsätzlich eine gute Entwicklung sei. Die von der Universität unabhängige, vom Senat beauftragte Forschungsstelle würde allerdings im Gegenzug eingestellt.

Das bedeutet, dass die Stadt ihren Anspruch, die koloniale Geschichte aufzuarbeiten, aufgibt. Die Universität wird keinen Auftrag der Stadt annehmen, sondern auf ihrer Autonomie bestehen. Damit erfüllt sich der Wunsch der AfD, die der Forschungsstelle immer vorgeworfen hat, die Geschichte der Stadt zu beschmutzen .

Große Resonanz und emotionale Diskussionen

Obwohl die Veranstaltung ursprünglich auf 90 Minuten angesetzt war, dehnten Gastgeber Norbert Hackbusch (Linksfraktion Hamburg) und Moderatorin Marie Kleinert (Die Linke Altona) sie aufgrund des regen Interesses auf mehr als zwei Stunden aus. Die lebhafte Diskussion im Anschluss an die Vorträge zeigte, wie sehr das Thema die Anwesenden bewegte. Viele stellten emotionale, aber auch sachliche Fragen und äußerten den Wunsch, sich weiterhin intensiv mit der Geschichte der Sklaverei in Altona auseinanderzusetzen. Es gab zahlreiche Anregungen und Forderungen, das Thema nicht nur in wissenschaftlichen Kreisen, sondern auch in der breiten Öffentlichkeit stärker zu thematisieren.

Angesichts des großen Erfolgs der Veranstaltung und der Vielzahl an Fragen kündigten die Veranstalter an, ein Kolloquium zum Thema zu planen, um den Dialog weiterzuführen und die Forschungsergebnisse auch in Zukunft zu vertiefen.