Inklusionsaktivist Raul Krauthausen im Hamburger Rathaus
Fast 200 Menschen kamen zur Veranstaltung der Linksfraktion mit Raul Krauthausen in den Festsaal des Hamburger Rathauses. Und auch der Inklusionsaktivist selbst war überrascht über das Interesse an dem Abend: „Sehen Sie mir nach, wenn ich ein wenig aufgeregt bin – ich bin es wirklich. Die Leute denken ja immer: Der ist ein Profi! Aber vor so vielen Leuten spreche ich auch nicht so häufig.“
Es wurde ein lebhafter Abend, moderiert von Thomas Iwan, dem Landessprecher der Hamburger LINKEN und eingeleitet von Cansu Özdemir, der inklusionspolitischen Sprecherin der Linksfraktion. „Hand hoch, wer auch schon mal gehört hat … ‚dafür bin ich nicht ausgebildet‘“ – immer wieder kam Krauthausen den Gästen mit Klischees und Armutszeugnissen aus dem Alltag von Menschen mit Behinderung. Und immer wieder gingen die Hände hoch: Viele der Besucher*innen hatten selbst Einschränkungen, für sie bot die Linksfraktion sowohl Schrift- als auch Gebärdendolmetschung und auch per Headset eine Übersetzung in Leichte Sprache.
Krauthausen warnte vor der Einengung des Begriffs der Behinderung: „Es gibt nur Menschen mit Behinderung und Menschen, die zeitweise keine Behinderung haben, also Menschen, die noch keine altersbedingten Einschränkungen haben“. Er kritisierte nicht nur Sonderschulen, sondern auch Gymnasien als eine weitere Form der Sonderschule – diesmal für Eliten. Gymnasien lehnen Kinder mit Downsyndrom ab und so gibt es bei uns keine Menschen mit Downsyndrom und Uni-Abschluss, anders als etwa in Spanien. Und auch ganz praktische Hamburger Fragen waren Thema: etwa die Probleme mit der Barrierefreiheit in den E-Bussen des HVV oder auch die Tatsache, dass das Mobilitätsunternehmen MOIA gerade mal 15 barrierefreie Fahrzeuge betreibt – die, so Krauthausen aus eigener Anschauung – kaum zu kriegen sind.
Auch dies ein Beispiel für die Probleme mit der Barrierefreiheit: MOIA wurde zwar von der Stadt verpflichtet, ausschließlich Elektrofahrzeuge zu betreiben – eine Verpflichtung zur Barrierefreiheit wurde aber abgelehnt mit dem Argument, man könne der „freien“ Wirtschaft nicht solche Verpflichtungen auferlegen.