75 Jahre Befreiung vom Faschismus: Der 8. Mai muss Feiertag werden!

2020-05-08-8.-Mai-Homepage-300x211 Am 8. Mai jährte sich zum 75. Mal die Befreiung vom Faschismus. Wir finden: Der Tag der Befreiung muss ein gesetzlicher Gedenk- und Feiertag werden! In der Bürgerschaft haben wir das bereits mehrfach beantragt (Drs. 21/12156, 21/10614).

„Dieser Tag, der 8. Mai, ist für unzählige Menschen weltweit ein Tag der Freude, der Hoffnung, des Aufatmens, aber auch ein Tag der Trauer, des Gedenkens, der Reflexion. Wir wissen keinen Tag, der mehr als Tag des Innehaltens, als Feiertag geeignet ist als der 8. Mai“, erklären unsere beiden Fraktionsvorsitzenden Cansu Özdemir und Sabine Boeddinghaus in einer Pressemitteilung.

Berlin hat den 8. Mai 2020 bereits als gesetzlichen Feiertag beschlossen, Bremen begeht ihn als Gedenktag.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund forderte im März, den 8. Mai zumindest 2020 in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zum einmaligen gesetzlichen Feiertag auszurufen und mit einem feierlichen Staatsakt zu würdigen.

Die Auschwitz-Überlebende Esther Bejerano und die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN – BDA) fordern mit einer Petition, den 8. Mai dauerhaft zum Feiertag zu machen. Wir rufen dazu auf: Unterschreibt die Petition!
Zur Petition

 

Der 8. Mai 1945 war für große Teile der Welt ein Tag der Hoffnung und Zuversicht. Der Sieg der Alliierten über das faschistische Deutschland beendete das millionenfache Morden der Nazis. Bis zu 60 Millionen Menschen fielen dem vom Deutschen Reich entfachten Krieg, der Verfolgung und der Vernichtung in Konzentrationslagern zum Opfer. Hamburg hatte vor dem Krieg die viertgrößte jüdische Gemeinde Deutschlands. Bis auf wenige Überlebende wurde das jüdische Leben in der Stadt in nur zwölf Jahren ausgelöscht. Im Hamburger Konzentrationslager Neuengamme und seinen Außenlagern fanden mindestens 42.900 Häftlinge den Tod.

Die Nazis mordeten in Hamburg bis unmittelbar vor der Kapitulation. Während britische Truppen bereits das Stadtgebiet erreicht hatten, verschleppten sie 20 Kinder, an denen zuvor Tuberkulose-Versuche gemacht wurden, in die als Außenstelle des KZ Neuengamme genutzte Schule am Bullenhuser Damm. Am Abend des 20. April 1945 wurden die Kinder im Keller der Schule erhängt. In derselben Nacht wurden in der Schule 22 französische Mediziner, zwei niederländische Pfleger und 24 sowjetische Kriegsgefangene ermordet. Um ihre Gräueltaten zu vertuschen, räumten die Nazis das KZ Neuengamme im April 1945 und vernichteten die Akten. Weit über 10.000 Häftlinge aus Neuengamme verloren kurz vor Kriegsende ihr Leben: Auf den „Todesmärschen“ oder beim Untergang der Schiffe Cap Arcona und Thielbek in der Lübecker Bucht am 3. Mai 1945.

Heute gewinnen wieder Kräfte an Zulauf, die in der Tradition des Nationalsozialismus stehen. Rechtsradikale Parteien ziehen in Deutschland und anderen Ländern in die Parlamente. Rechte Netzwerke bei Polizei und Bundeswehr horten Waffen und führen „Todeslisten“ mit politischen Gegner_innen. Ob im Internet, in Talkshows oder auf der Straße: Rassismus und Antisemitismus sind wieder gesellschaftsfähig geworden. Und es bleibt nicht nur bei Worten – wie die Mordserie des NSU oder die Morde von Hanau und Halle zeigen.

Ein Gedenk- und Feiertag würde die Aufgabe betonen, den demokratischen Neubeginn, den der 8. Mai 1945 ermöglichte, auch in den aktuellen und absehbaren Auseinandersetzungen gegen die politischen Kräfte zu verteidigen, die die Vielfalt der Gesellschaft und ihr friedliches Zusammenleben infrage stellen. Mit Rassismus, Antisemitismus, Islamophobie und anderen Spielarten gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit darf es keinen Frieden geben!