Familie Aycelebi bezieht Ersatzwohnung: Dauerhafte Lösung steht noch aus, SAGA GWG erhält Klage aufrecht
Die Familie Aycelebi hat die von der SAGA GWG angebotenen Ersatzwohnung angenommen. Endlich können sie ihre Gartenlaube ohne fließendes Wasser und sanitäre Einrichtungen in Kirchdorf Süd verlassen. Dennoch bleibt die Zukunft die siebenköpfige Familie ungewiss, die SAGA GWG führt die Kündigungsklage fort und ist zuversichtlich gegen die Familie einen Räumungstitel zu erwirken.
Am 21. Juli, bei der erneuten Besichtigung der Ersatzwohnung die zuvor durch einen Abwasserrohrbruch schwer beschädigt war, war das Gesundheitsamt anwesend. In einer reinen Augenscheinnahme erklärte das Amt die Ersatzwohnung für bewohnbar. Glücklich ist Familie Aycelebi über den Zustand der Wohnung und die Lage in einem Männerwohnheim nicht. Weil sie keinerlei Alternativen haben, akzeptierte die Familie die Entscheidung.
Mehmet Yildiz, Sprecher für Kinder, Jugend und Familie: „Ich bin sehr froh, dass sie endlich wieder erstmal ein Dach mit Strom, flie¬ßendem Wasser und sanitären Einrichtungen über dem Kopf gefunden haben. Aber Familie Aycelebi braucht eine dauerhafte Lösung. Ich bin sehr ent¬täuscht über das Verhalten der Sozialbehörde, die während der Obdachlosigkeit der Kinder einfach untätig zugeschaut hat. Auch von der SAGA GWG, gerade als öffentliches Unternehmen, wünsche ich mir mehr Menschlichkeit im Umgang mit ihren Mietern.“
Auch der Stadtentwicklungspolitische Sprecher der LINKEN Dr. Joachim Bischoff kritisiert die Untätigkeit gegenüber der Familie Aycelebi und in der Wohnungspolitik insgesamt: Das Schicksal von Familie Aycelebi ist nur ein besonders drastisches Beispiel für die katastrophale Lage am Hamburger Wohnungsmarkt. Es ist ein Skandal wenn eine Stadt die sich Boni für Manager in Millionenhöhe, Hunderte von Millionen für Leuchtturmprojekte wie die Elbphilharmonie und Milliarden für die Sicherung von Unternehmen leistet, aber nicht in der Lage ist einer Familie in einer derart schlimmen Situation schnell und dauerhaft zu helfen. Das dürfte für niemanden mehr nachvollziehbar sein.“
Aber nach Auffassung von Bischoff bleibt der Senat bei der Schaffung bezahlbaren Wohnraums weit unter dem Bedarf: „Die neuen Studien belegen schwarz auf weiß, was der CDU Senat unter den Tisch zu kehren ver¬sucht: Wir stecken in Hamburg mitten in der Wohnungskrise, – und die ist von den Regierenden hausgemacht. Ein jährliches Defizit von rund 8000 Wohnungen in Hamburg ist nur durch einen mas¬siven städtisch betriebenen und unterstützten Wohnungsbau auszugleichen.“
Eine von Mehmet Yildiz und Dr. Joachim Bischoff an den Senat gestellte Schriftliche Kleine Anfrage soll klären, wie viele mit der Familie Aycelebi vergleichbare Fälle von Obdachlosigkeit dem Senat bekannt sind und die Hintergründe des Handelns der Behörden im Fall der Familie erhellen.