Hamburger Einzelhandel: Gute Arbeit verdient gutes Geld!

Elisabeth Baum, wirtschafts- und gewerkschaftspolitsche Sprecherin, erklärt zu dem Tarifabschluss im Hamburger Einzelhandel: Es ist immer wieder das gleiche Lied, wenn Arbeitnehmer/innen für ihre Recht kämpfen und auch Erfolg damit haben: Das kostet Arbeitsplätze! So Herr Heinrich Grüter gestern im Hamburger Abendblatt:? Das ist für den Einzelhandel einfach zu viel!?

Die steigenden Personalkosten und die sinkenden Einnahmen ständen in einem Missverhältnis, so Herr Grüter. Warum sinken denn die Einnahmen? Weil die Menschen sich sehr wohl überlegen, für was und wo sie ihr sauer verdientes Geld ausgeben. Wenn man auch nur das Wort Mindestlohn in den Mund nimmt, schallt es von überall her: Das vernichtet Arbeitsplätze! Dabei sind die Beschäftigten mit ihren immer noch niedrigen Gehältern am Rande des von den Gewerkschaften geforderten Mindestlohnes von € 7.50! Man sollte bedenken, dass ca. 70% der Beschäftigten im Einzelhandel Frauen sind, die meist in prekären Beschäftigungsverhältnissen (400€-Job oder/und befristet) arbeiten müssen und schon jetzt keine Chance auf auskömmliche Arbeit haben. Im Einzelhandel wird auch nur noch sehr selten auf eigene Rechnung ausgebildet. Zu teuer!?

Es wird auf überbetriebliche Lösungen gesetzt und nach der auch erfolgreichen Ausbildung wird kaum ein Auszubildender vom Betrieb übernommen, um seine Fähigkeiten zu festigen. Vielfach wird auf Praktikanten zurückgegriffen, nicht nur Schülerpraktikanten, die man als Packer einsetzt. Und sehr beliebt ist es, die Stammbelegschaft durch den Einsatz von Zeitarbeitnehmern zu reduzieren. Nun muss man den Kunden mal fragen, ob er denn keine fachliche Beratung beim Kauf von Möbeln, Elektronik oder Feinschmeckerkäse mehr benötigt? Gute Beratung setzt gute Ausbildung und Weiterbildung voraus. Und die ist nicht kostenlos zu haben; genauso wenig wie die Identifikation der Mitarbeiter/innen mit „ihrem“ Betrieb und die Motivation, täglich gute Arbeit zu liefern! Und gute Arbeit verdient gutes Geld! Bevor man den Menschen ein schlechtes Gewissen einreden will, weil sie ihre Rechte endlich durchgesetzt haben, sollte man sich mit der Realität vor Ort befassen und kommt vielleicht zu dem Schluss, dass man in der nächsten Tarifrunde die Arbeit der Beschäftigten im Hamburger Einzelhandel entsprechend würdigt.