Schulversuch ohne Abschulen: Stress und Druck beenden, grünes Wahlversprechen einlösen

Die Unterstufen-Schüler*innen der Hamburger Gymnasien leiden unter Angst und Stress vor den verpflichtenden Schulformwechseln nach der 6. Klasse. 954 Schüler*innen – davon 38% mit Gymnasialempfehlung – wurden zum laufenden Schuljahr des Gymnasiums verwiesen (Drs. 22/17813). Die Abschulungen belasten die Stadtteilschulen zusätzlich: 27 Prozent der 7. Klassen an Stadtteilschulen überschreiten die zulässige Klassengröße, außerdem mussten 35 neue Klassen eingerichtet werden. Daran, dass im letzten Schuljahr über 700 Dritt- und Viertklässler*innen Nachhilfe in Anspruch nahmen – 39 Prozent vollständig elternfinanziert – (Drs. 22/17653) wird deutlich, dass der Druck, die Leistungen für das Gymnasium erbringen zu müssen, seinen Schatten schon auf die Grundschulen wirft. Um eine Entspannung der Situation zu erreichen, fordert die Linksfraktion in einem Antrag an die Bürgerschaft einen Schulversuch an mindestens sechs Gymnasien, in dem die verpflichtenden Schulformwechsel ausgesetzt werden.

Sabine Boeddinghaus, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke in der Hamburgischen Bürgerschaft: „Der Zwang zum Schulwechsel setzt Schüler*innen unter Druck – auch deshalb, weil die Gymnasialempfehlungen offensichtlich daran scheitern, die Bildungswege der Kinder vorherzusagen. Jedes Jahr werden die Stadtteilschulen vor die Herausforderung gestellt, tief gedemütigte Schüler*innen wiederaufzubauen und ihnen wieder Spaß am Lernen nahezubringen zu müssen. Viele Eltern haben den Wunsch, dass dieser Zwang endlich abgeschafft wird und wir hoffen, dass die Bürgerschaft jetzt zumindest diesen ersten kleinen Schritt wagt. Da die Landesvorsitzende der Grünen im Wahlkampf laut fordert, das zwangsweise Abschulen gegen den Elternwillen sollte es nicht mehr geben, sind wir guter Dinge, dass unser Antrag zu genau dieser Forderung nicht sang- und klanglos abgelehnt wird.“