Campus Steilshoop – Linke fordert Moratorium

Die Beantwortung einer Anfrage der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft zum geplanten Campus Steilshoop (Drs. 21/ 90821/ 927 und 21/ 990) lässt das gegenwärtig teuerste Schulbauprojekt des rot-grünen Senats fragwürdig erscheinen. Sabine Boeddinghaus, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion, hält mehr Investitionen in Hamburgs Schullandschaft für
zwingend notwendig. Was die Pläne in Steilshoop betrifft ist sie aber skeptisch: „Bei genauem
Hinsehen haben wir hier ein Prestigeprojekt des Schulsenators vor uns, das viel an Augenmaß und
Sachverstand vermissen lässt. Die Stadt wird horrende Summen in diesem Bau versenken, ohne
dass nachhaltige Verbesserungen für den Standort sicher sind. Geld, das andernorts städtischen
Schulen fehlen wird.“

Tatsächlich beziffern offizielle Kalkulationen die Ausgaben allein für den Schulabriss und Neubau
inklusive der Begleitkosten auf fast 36 Millionen Euro. Hinzu kommen projektbedingte Ausgaben
von ca. 3,5 Millionen Euro. Diese entstehen durch die Interimsunterbringung der ansässigen
Handelsschule H20, ehe diese ab 2018 mit der H5 einen Berufsschulneubau in der City Nord
beziehen soll, der über 28 Millionen Euro teuer wird. „Modernisierung und angemessener Ausbau
des kompletten Schulbaus am Gropiusring wären für einen vergleichsweise geringen Anteil dieser
Kosten möglich, aber das wurde nicht einmal ernsthaft angedacht. Stattdessen reißt man einfach
ab“, kritisiert Boeddinghaus. Zumal das jetzige Gebäude bereits für insgesamt 16 Millionen Euro
saniert wurde (siehe Drs. 20/ 11699).

Am schlimmsten aber findet die Schulexpertin die Belastungen für Schülerschaft und Schulbetrieb,
die in den angesetzten 4 Jahren Bauzeit in einen unsanierten Gebäudetrakt des Altbaus verlegt
werden. Auch die offene Kinder- und Jugendeinrichtung „Haus der Jugend“, die am Standort einen
wertvollen Beitrag zum Ganztagskonzept Schule und zur Betreuung des Stadtteils leistet, wird
gezwungen ihre gut ausgestatteten Räumlichkeiten zu verlassen. Der Umzug in schlechtere Räume
der unsanierten Altsubstanz, dürfte die Arbeit dort negativ beeinflussen.

Das Konzept Campus Steilshoop lobt der Senat als Aufwertung des Schulstandorts, der nun die
nahe Grundschule am Borchertring mit der Stadtteilschule am See zusammenfasse. Boeddinghaus
meldet da klare Zweifel an: „Dass die Schulen hierbei die Gewinnerinnen sind, ist für mich schwer
vorstellbar. In jedem Fall wird der Senat ein lukratives Stadtgrundstück, das der Grundschule
nämlich, privaten Investoren verkaufen können. Der Senat setzt mit dem Campus seinen Willen
durch, unseres Wissens ohne echte Beteiligung der BürgerInnen. Das geht so nicht“, erklärt
Boeddinghaus. Darum fordert die LINKE. ein sofortiges Moratorium des Bauprojektes mit neuer
Bewertung und Einbindung aller betroffenen Akteure vor Ort.