DIE LINKE in Dulsberg:
Wie geht es den Alleinerziehenden in Hamburg?
von Anton Himberger und Sabine Boeddinghaus
Am 1. März lud die Bürgerschaftsfraktion DIE LINKE im Rahmen ihrer Veranstaltungsreihe „Mut gegen Armut“ zu einer Diskussionsrunde zum Thema „Armutsrisiko Alleinerziehend“ in das Bürgerhaus BARMBEK BASCH im Stadtteil Dulsberg ein, welcher mit 43,7 Prozent den höchsten Wert an alleinerziehenden-Haushalten in Hamburg aufweist. Über 20 Bürger_innen kamen und beteiligten sich rege an der Diskussion. Neben der Fraktionsvorsitzenden Sabine Boeddinghaus, die den Abend moderierte, nahmen Monika Placke, Landesgeschäftsführerin des niedersächsischen VAMV (Verband alleinerziehender Mütter und Väter) , sowie der Autor Bernhard Müller auf dem Podium Platz.
Anfangs gab Bernhard Müller vom VSA-Verlag anhand empirischer Daten einen Überblick über die Lebenssituation Alleinerziehender, von denen sehr viele von Armut betroffen oder akut bedroht sind. Anschließend berichtete Frau Placke sehr eindrücklich aus ihrer alltäglichen Arbeit, wobei sie etwa die Bildungssituation, die Rahmenbedingungen der Kinderbetreuung, hohe Mieten, prekäre Beschäftigungsverhältnisse und die Auswirkungen von Teilzeitbeschäftigung als Risikofaktoren für Armut herausstellte. Auch Trennung und Scheidung hätten einen erheblichen Einfluss auf schwierige Lebensverhältnisse für alleinerziehende Frauen und Männer, so Placke.
Während der sehr lebhaften und zum Teil mit persönlichen Berichten bereicherten Diskussion wurde ein Fragebogen an die Gäste verteilt.
Im Folgenden werden die unterschiedlichen Antworten und Meinungen dokumentiert:
1. Was sind die „Top 3“ der Stressauslöser im Alltag?
- Geldmangel
- die Öffnungszeiten der Kitas passen nicht zu den Arbeitszeiten und lange Schulferien passen nicht zum Urlaubsanspruch eines Berufstätigen
- Viele Alleinerziehende wohnen am Stadtrand wegen billiger Mieten, was aber mit einem langen Arbeitsweg verbunden ist
- Mit krankem Kind zuhause bleiben ist arbeitsplatzgefährdend
- Schulen erwarten zu viel Zeitinvestierung in Hausaufgabenbetreuung
- „Entwicklung“ der Kinder sichern
- Die Vereinsamung der Familie zu vermeiden
- Überforderung durch Doppelbelastung
- Wenig Zeit
- Existenzängste
- Bürokratie
- Rechnungslawinen bis zur Zwangsversteigerung
2. Wie ist aus Ihrer Sicht die Situation vor Ort bezüglich der Ausstattung und Finanzierung von Einrichtungen, welche die Alleinerziehenden unterstützen?
- Kenne keine solchen Einrichtungen
- Viel zu gering! Es fehlt Geld, um die 70.000 armen Kinder in Hamburg so zu unterstützen, dass sie vollwertige Bürger mit Arbeitsplatz werden
- Auf der unteren Ebene wird zu wenig Geld zur Verfügung gestellt
3. Wo müsste sich was ändern, damit Sie mit ihren Kindern besser leben können?
- Jede_r Alleinerziehende sollte eine „Bürokratiefibel“ bekommen, um sich in der Bürokratie zurechtzufinden. Das Teilhabepaket für Kinder sollte erhöht werden (205 Euro pro Monat)
- Die im Grundgesetzt verankerte „Würde des Menschen“ muss erfüllt werden
- Arbeitszeiten die besser zum Familienleben passen
- Mehr Wohnprojekte in denen AE zusammenwohnen und sich helfen
- Eine Lobby
- Weniger Behördengänge und Anträge
- Wertschätzung für die Mütter (AE)
- Überall das Recht auf Teilzeit mit Lohnausgleich
4. Wo sollte die Politik/ Die Linke tätig werden?
- Gleiche Chancen für alle durch individuelle Förderung
- Transparenz von Geldverschwendung der Politik
- Frauenlobby
- Überall und sofort und mehr
- Bildungspolitik: Schulkram soll in der Schule erledigt sein, Eltern sind keine Hilfslehrer
- ÖPNV: Möglichst kurze Fahrtzeiten zur Arbeit
- Arbeitsplätze und bezahlbaren Wohnraum
- Bei den Kindern (205 pro Kind und Monat)
- Jobcentersanktionen beenden
- Zu hohe Miete
- Das Budget für Frauenpolitik stärken
- Mehr bezahlbare Wohnungen