„Girls‘ Day“ bei der LINKEN: Einen Tag lang Politik erleben
Wie sieht das Hamburger Rathaus von innen aus? Und was machen Abgeordnete eigentlich den ganzen Tag? Am „Girls‘ Day“ haben sechs junge Mädchen unsere Fraktion besucht – mit einer Menge Fragen im Gepäck.
Mädchen lieben die Farbe Rosa, Jungs mögen Blau, Mädchen werden Krankenschwester und Jungs werden Ärzte … das würden wir sagen, wenn wir veralteten Gender-Klischees glauben würden. Tun wir aber nicht. Denn wie überholt und überflüssig eben dieses Bild der Geschlechter ist, konnten wir am Donnerstag wieder einmal erleben: Zum diesjährigen „Girls‘ Day“ haben sechs Mädchen unsere Fraktion besucht – allesamt aufgeweckte, neugierige Menschen, die für einen Tag erleben wollten, wie Politik gemacht wird.
„Abgeordnete haben noch andere Berufe?“
Nach einer Führung durch das Hamburger Rathaus, inklusive einer persönlichen Begrüßung durch Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit, konnten die Mädchen unsere Fraktionsgeschäftsstelle besichtigen. In kurzen Workshops haben unsere BesucherInnen dann all die Fragen sortiert, die ihnen schon lange auf der Zunge brannten: Was machen eigentlich die Abgeordneten den ganzen Tag? Wie arbeitet ein Pressesprecher? Und wofür steht die Partei DIE LINKE? Anschließend haben sich unsere Abgeordneten Cansu Özdemir und Christiane Schneider die Zeit genommen, gemeinsam mit den Mädchen über Politik und ihre Arbeit im Parlament zu sprechen.
Für unsere jungen Besucherinnen hat sich der Tag gelohnt: „Ich habe mich schon vorher ein bisschen für Politik interessiert. Nach diesem Tag verstehe ich vieles noch besser und würde jetzt auch längere Texte über Politik lesen“, sagt eine. Besonders die Rathausführung kam gut an und brachte durchaus Überraschendes zutage. Zum Beispiel, dass Abgeordnete neben ihrer parlamentarischen Arbeit auch noch andere Berufe haben: „Ich dachte immer, dass die nichts anderes machen!“
Girls Day: Mehr als ein Tag im April
Eines ist klar: Chancengleichheit beschäftigt DIE LINKE nicht nur an einem Tag in April, sondern das ganze Jahr über. Politik ist bei uns keine Männerdomäne: Wir achten sehr auf ausgewogene Geschlechterverhältnisse, in unserem Fraktionsvorstand sind mit Cansu Özdemir, Sabine Boeddinghaus und Heike Sudmann gleich drei Frauen vertreten. Wir wollen, dass Frauen in allen gesellschaftlichen Bereichen gleichbehandelt werden – etwa gleiche Bildungschancen bekommen, im Berufsleben nicht diskriminiert werden und niemals offenem Sexismus ausgesetzt werden. Zwar hat sich die gesellschaftliche Rolle der Frau in den vergangenen Jahren deutlich verbessert, dass da aber noch viel aufzuholen ist, zeigt der Blick auf das leider immer noch viel zu hohe Lohngefälle zwischen Männern und Frauen: 22 Prozent weniger Gehalt bekommen Frauen in Deutschland im Durchschnitt.
2001 fand übrigens der erste „Girls‘ Day“ in Deutschland statt. Im ersten Jahr nutzten nur knapp 2000 Mädchen zwischen 11 und 16 Jahren die Gelegenheit, Unternehmen, Werkstätten und Labore zu besuchen, zwei Jahre später waren es dann aber schon konstant mehr als 100.000 Teilnehmerinnen. Seit 2011 schnuppern übrigens auch Jungs bundesweit in verschiedene Berufsfelder hinein.
Immer mehr Frauen in den Naturwissenschaften
Das Ziel des „Girls‘ Day“ und „Boys Day“ ist der Abbau von Geschlechterklischees in der Arbeitswelt, die dort leider ganz schön hartnäckig sind: Allein der Begriff „Erzieher“ klingt vielen Menschen wohl immer noch ein wenig ungewöhnlich in den Ohren – die gesellschaftliche Vorstellung, dass soziale Berufe den Frauen vorbehalten sind, während Männer lieber Techniker werden, hat sich schließlich jahrelang festgesetzt.
Und heute? Initiativen wie der „Girls‘ Day“ haben Erfolg: Zum Beispiel zählten 2008 sogenannte MINT-Studienfächer (etwa Mathematik, Chemie, Informatik) noch 18 Prozent weibliche StudiengängerInnen, im Wintersemester 2014/2015 waren schon 31,3 Prozent der ErstsemesterInnen weiblich.