Hamburgs koloniales Erbe: Senat versagt bei versprochener Aufarbeitung
Eine Aufarbeitung des kolonialen Erbes, einen „Neustart in der Erinnerungskultur“ hatte der Senat vor drei Jahren versprochen. Doch dieser Neustart ist ausgefallen. Das belegt nun die Antwort auf eine aktuelle Große Anfrage (Drs. 21/9672) der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft. „Die Antworten des Senats sind peinlich“, erklärt dazu der kulturpolitische Sprecher der Fraktion, Norbert Hackbusch. „Die verkündete Aufarbeitung in den Museen hat bisher kaum stattgefunden – stattdessen wird wie schon vor drei Jahren auf Zukunftsprojekte hingewiesen. Auch an den Schulen und der Universität wurde dazu nichts entwickelt. Kein Wunder, dass der Senat das in seiner Stellungnahme von 2014 noch herausgehobene geschichtsdidaktische Erinnerungskonzept jetzt völlig unterschlägt.“ Auch die versprochene Einbeziehung der Zivilgesellschaft und besonders der People of Colour wurde schlichtweg übergangen. Der dafür vorgesehene Runde Tisch wurde im Herbst 2014 erstmals einberufen – eine zweite Sitzung wird jetzt, drei Jahre später, weiter für die Zukunft ins Auge gefasst.
„Anscheinend wurde der Senat erst durch unsere Große Anfrage daran erinnert, dass da mal was war“, kommentiert Norbert Hackbusch. „Und trotz dieser peinlichen Bilanz des groß verkündeten Konzepts gibt er noch nicht einmal ein Versprechen, es besser machen zu wollen. Stattdessen droht die Abwicklung des ganzen Projekts!“ Denn die sehr gut funktionierende wissenschaftliche Aufarbeitung ist derzeit bis März 2018 befristet. Der Senat weist darauf hin, dass die Überlegungen der zuständigen Behörden dazu auch jetzt, im Sommer 2017, noch nicht abgeschlossen seien. „Das läuft auf eine Schließung der Forschungsstelle hinaus. Damit stellt der Senat die Aufarbeitung von Hamburgs kolonialem Erbe, für das er sich so kräftig hat feiern lassen, nach drei Jahren Verschleppung praktisch komplett ein.“