Ida Ehre Schule: Vorverurteilung ersetzt pädagogisches Konzept
Seit vierzehn Tagen geht es rund um Hamburgs Ida Ehre Schule nicht nur schulpolitisch hoch her. Bei einer zum Teil handgreiflichen Auseinandersetzung zwischen Schüler:innen und einem Polizisten – einem sog. „Cop4U“ – kam es zu Vorfällen, die einer gründlichen Aufarbeitung bedürfen. In einer Anfrage wollte die Linksfraktion mehr erfahren über die Maßnahmen, die seit dem Vorfall am 18. August eingeleitet worden sind.
Sabine Boeddinghaus, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft: „Natürlich muss Gewalt geahndet werden. Jedoch hinterfrage ich sehr kritisch die spontane und reflexhafte Vorverurteilung der beteiligten Schüler:innen und die daraus abgeleiteten Suspendierungen an der Ida Ehre Schule. Es ist bekannt, dass nur ein Teil der beteiligten Schüler:innen von dieser Schule kamen – doch alle Öffentlichkeit, alle Verurteilung, alle Maßnahmen konzentrieren sich allein auf diese Stadtteilschule mit ihrem ausgeprägtem politischen Profil.“ Boeddinghaus fragt sich, ob der Vorfall mit dem Cop4U nicht Anlass ist, den Druck zur Konformität an der Schule zu erhöhen: „Der Schulsenator kann Gegenwind nicht ausstehen, es widerspricht seiner Regierungsweise. Doch gerade die Ida Ehre Schule steht exemplarisch für eine politische, selbstbewusste und selbstverwaltete Schule. Natürlich stört so etwas den Senator.“
Angesichts der Unruhe, die an der Schule entstanden ist, kritisiert Boeddinghaus: „Die jungen Menschen hätten vorab in einem pädagogischen Rahmen angehört werden müssen. Nun sind sie bloßes Objekt der Maßnahmen und ihr angebliches Fehlverhalten wurde sofort festgeschrieben. Dass der Vorgang aus meiner Sicht bisher nur ordnungspolitisch angegangen wird, steht dem Auftrag einer Behörde, die für Bildung und Pädagogik zuständig ist, völlig entgegen.“ Boeddinghaus fordert: „Das Konzept des Cop4U muss auf den Prüfstand. Das gesamte Konzept ‚Handeln gegen Jugendgewalt‘ muss evaluiert werden und mindestens dahingehend überarbeitet werden, dass das Primat der Pädagogik gehört.“