Plenarprotokoll 20/54: „Hamburg 2020: Theatermetropole Hamburg – Förderung der Freien Tanz- und Theaterszene und besonderer Theateraktivitäten“
Norbert Hackbusch DIE LINKE: Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Die Anmeldung dieses Themas durch die SPD ist mutig.
(Dr. Andreas Dressel SPD und Dirk Kienscherf SPD: So sind wir! – Dietrich Wersich CDU: Mutig bis übermutig!)
Die Bilanz des dafür zuständigen Dachverbandes der Freien Theater ist eindeutig, nämlich dass die damals verlangten Forderungen im Wesentlichen nicht umgesetzt sind, dass die Zusammenarbeit mit der Kulturbehörde nicht gut funktioniert und dass dementsprechend etliche Aufgaben weiterhin bestehen bleiben. Es gibt also keine Möglichkeit, hier etwas Positives zu berichten, sondern es ist mutig von Ihnen, auf die Schwachpunkte Ihrer Politik hinzuweisen.
Die verschiedenen Einzelpunkte sind auch von meinen Vorrednerinnen und Vorrednern genannt worden, ich will sie nicht noch einmal wiederholen. Ich will noch einmal versuchen, die wesentlichen, markanten Punkte deutlich darzustellen. Wir haben damals im Kulturausschuss diese Fragestellung diskutiert, weil wir feststellten, dass wir große Probleme haben, die freie Szene in Hamburg zu halten, und zwar an zwei Stellen. Wir hatten eine völlig erschreckende soziale Situation, und außerdem gab es so gut wie kaum Spielstätten für die freie Theaterszene. Beides, das haben wir gemeinsam im Kulturausschuss festgestellt, muss geändert werden. Wir stellen jetzt in der Bilanz fest, dass in dem zentralen Punkt Spielstätten, wo es durchaus einiges an Möglichkeiten gab, nichts Entscheidendes passiert ist. Die Situation ist immer noch die gleiche wie damals, und man muss feststellen, dass Ihre Politik nicht erfolgreich gewesen ist.
(Beifall bei Christiane Schneider DIE LINKE)
Das Zweite, das mir fast noch wichtiger ist, ist die Frage der sozialen Situation. Wir haben damals im Ausschuss vorgerechnet, dass es teilweise zu Stundenlöhnen von höchstens 2, 3 oder 4 Euro kommt, und zwar selbst bei den Vorschlägen, die offiziell von der Jury präsentiert und dementsprechend dort verabschiedet werden. Wir stellen fest, dass sich diese Situation überhaupt nicht verändert hat; es werden immer noch dramatische Löhne gezahlt. Frau Dobusch, Sie haben dazu gesagt, das wäre selbstausbeuterisch. Das ist es nicht, denn wenn wir gemeinsam im Kulturausschuss feststellen – und hoffentlich auch in der Bürgerschaft –, dass die freie Szene für uns absolut notwendig ist in dieser Stadt, dann ist das keine Sache, mit der man sich selbst beschäftigt, sondern dann ist es Aufgabe der Stadt, diese freie Szene vernünftig zu entlohnen.
(Beifall bei der LINKEN)
Das ist nicht selbstausbeuterisch, sondern es ist etwas, das diese Stadt den Leuten schuldet. Wenn wir ein Juryverfahren haben, wenn wir offizielle Orte haben und wenn wir selbst sagen, die freie Szene ist absolut notwendig für diese Stadt, dann müssen wir dafür sorgen, dass dies einigermaßen vernünftig entlohnt wird. Der Verband der Freien Theaterschaffenden hat festgestellt, dass für seine Leute 8,50 Euro ein Traum wären, und das angesichts der Sachen, die bei der Jury vorgelegt werden. Das heißt, wir haben hier eine soziale Diskrepanz, die uns damals alle erschreckt hat. Wir haben gemeinsam versucht, irgendetwas zu tun. Aber der Verband stellt fest, dass sich dort nichts verbessert hat, und das ist ein peinliches Zeichen für Sie. Sie sollten dazu einmal etwas sagen, sich zumindest entschuldigen oder sich irgendetwas überlegen, damit wir das im Kulturausschuss besprechen können. – Danke.
(Beifall bei der LINKEN und bei Christa Goetsch GRÜNE)