PUA Yagmur: Sozialbehörde lobt ihre Arbeit und ignoriert Expertenratschläge

In der gestrigen Sitzung des Parlamentarischen Untersuchungsausschuss Yagmur – Kinderschutz in Hamburg hielt Jan Pörksen, Staatsrat der Sozialbehörde (BASFI), Lobesreden auf die Arbeit seiner Behörde. Er gab jedoch zu, dass die BASFI-Leitung die politische Verantwortung für die Missstände im Hamburger Kinderschutz trüge. Zudem wurde durch die Vernehmung von Prof. Dr. Christian Schrapper klar, dass die Behörde offensichtlich nicht einmal die Warnungen der von ihr selbst beauftragten Experten ernstgenommen und umgesetzt hat.

Schon 2012 schrieb Prof. Dr. Schrapper in seiner Untersuchung zum Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD), dass „in etlichen Abteilungen die Grenze einer noch ausreichend zuverlässigen Kinderschutzarbeit bereits deutlich unterschritten“ sei.

Nur über die Bereitschaft, eigene Fehler selbstkritisch zu hinterfragen, könne sich der ASD qualitativ weiter entwickeln und damit die Gefahr von weiteren Todesfällen im Kinderschutz verringern helfen sagte Staatsrat Pörksen in der gestrigen Sitzung. Doch für die Arbeit der Sozialbehörde schien das nicht zu gelten. Bis an die Schmerzgrenze der anwesenden Abgeordneten redete Pörksen die Initiativen und Aktivitäten der BASFI schön, obwohl es zur Arbeit der Jugendhilfeinspektion in allen bisherigen Sitzungen des PUA erhebliche Kritik gab. Pörksen hielt auch an der Abschaffung der Papier-Berichtsakten zum Jahresende fest, obwohl die ASD-MitarbeiterInnen seit langem Alarm schlagen, dass sie dadurch noch mehr die Übersicht über ihre Arbeit verlieren würden.
Mehmet Yildiz, familienpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft ist über die Haltung der Behördenleitung entsetzt: „Bei dieser selbstgefälligen Haltung ist es kein Wunder, dass die Hilferufe der ASD-MitarbeiterInnen in der Sozialbehörde nicht wahrgenommen wurden und werden.“
Das traf auch auf die Untersuchung „Lagebild der Organisationsstrukturen und –kulturen der Allgemeinen Sozialen Dienste der Kinder- und Jugendhilfe in den Bezirksämtern der Freien und Hansestadt Hamburg“ von Prof. Dr. Schrapper zu. Bei seiner gestrigen Vernehmung fand Prof. Schrapper keine Erklärung, warum die BASFI nicht sofort ein Sofortprogramm für mehr ASD-Fachkräfte auf den Weg gebracht hat. „Es wird oben über vieles gesprochen, aber es kommt unten nicht an“, so sein Resümee und mahnte dringend für Hamburg ein Verfahren an, Kinderschutzfälle fachlich aufzuarbeiten.

„Es ist völlig unverständlich, warum die BASFI selbst gegenüber den eigens bezahlten Fachleuten so beratungsresistent ist“, kritisiert Yildiz, „so kann man doch keine Fachbehörde führen“.