Das KIDS muss am Hauptbahnhof bleiben!
Das KIDS, die Anlaufstelle für Straßenkinder am Hauptbahnhof, soll zum 1. Oktober 2016 seine Räume verlassen, weil der Investor Alstria Office Reit AG das Bieberhaus modernisieren möchte. Alle bisherigen Mieter sollen auch nach der Sanierung im Bieberhaus bleiben – nur die Einrichtung für Straßenkinder nicht.
von Ronald Priess, Fachreferent für Kinder, Jugend und Bildung
Seit 1993 schon liegt das KIDS im Biberhaus und macht erfolgreich Straßensozialarbeit am Hamburger Hauptbahnhof. Es ist die größte Einrichtung ihrer Art in der Bundesrepublik. Allein im vergangenen Jahr hatten die Mitarbeiter_innen rund 10 000 Kontakte zu Betroffenen. Das KIDS bietet an sechs Tagen pro Woche Beratung, Essen, Duschmöglichkeiten oder die Möglichkeit die Wäsche zu waschen an. Es ist aber auch ein warmer, geschützter Aufenthaltsort für Kinder und Jugendliche, die zeitweilig obdachlos sind und am Hauptbahnhof leben. Dieser ist traditionell der Ort, an dem sich obdachlose Kinder und Jugendliche in Hamburg besonders oft aufhalten. Das war schon immer so und wird auch so bleiben.
Vor diesem Hintergrund macht eine Einrichtung wie das KIDS nur rund um den Hauptbahnhof Sinn. Übernachten können die jungen Mädchen und Jungen im KIDS zwar nicht, aber sie werden, wenn gewünscht an andere Einrichtungen verwiesen. Nun aber soll das KIDS aus dem Biberhaus ausziehen. Ein neuer Investor, die Alstria Office Reit AG, ist eingezogen und möchte das Gebäude modernisieren. Erst war wohl gedacht, dort ein Hotel für Olympia zu errichten, aber das konnte auf Grund der mehrheitlich ablehnenden Haltung der Hamburger zu Olympia nicht realisiert werden. Jetzt sollen dort Büros gebaut werden. Alle Mieter, wie das Ohnesorg-Theater oder eine Bäckerei, dürfen bleiben, nur das KIDS soll weichen. Es passt aus Sicht des Investors wohl nicht dorthin – eine fatale Fehleinschätzung: Eine soziale Einrichtung wie das KIDS gehört eben genau dort hin, wo Betroffene, in dem Fall Hamburger Straßenkinder, sich aufhalten. Nur am Hauptbahnhof macht das KIDS Sinn! Das Credo „Aus den Augen, aus dem Sinn“ gilt hier nicht – obdachlose Kinder und Jugendliche werden sich auch weiterhin am Hauptbahnhof aufhalten. Dann allerdings ohne jegliche Hilfe und Unterstützung: Im Interesse der Stadt Hamburg kann das nicht sein.
Die Sozialbehörde hat sich für einen Verbleib an dem Standort ausgesprochen – diesen Worten müssen nun Taten folgen! Wir fordern die Stadt auf, sowohl kurzfristig, als auch langfristig eine Lösung gemeinsam mit allen Beteiligten zu suchen und zu finden. Das Ansinnen der Alstria, Schadensersatz vom KIDS zu verlangen, muss diese sofort zurücknehmen. Es ist unglaubwürdig, einerseits zu behaupten, dass man an einer einvernehmlichen Lösung interessiert ist, andererseits aber mit solchen Drohungen aufzuwarten.
Der Verbleib des KIDS im Biberhaus ist naheliegend: Die Wasserschutzpolizei wird ja auch nicht in Poppenbüttel stationiert. Den rund 500 obdachlosen Kindern und Jugendlichen in Hamburg ihr Zuhause zu nehmen, wie einer der betroffenen Jugendlichen öffentlich formulierte, geht aus Sicht der Fraktion DIE LINKE gar nicht. Auch kurzfristig könnte das KIDS am Hauptbahnhof bleiben: Während des Umbaus könnte die Stadt der Alstria etwa ermöglichen, einen Container für die Bauleitung während der Umbauphase aufzustellen. Sowohl der Investor, als auch die Behörde müssten sich sonst wirklich mehr anstrengen, um eine vorübergehende Alternative in der Umgebung des Hauptbahnhofs zu finden.
Übrigens: In einer Online-Petition können Sie sich mit KIDS solidarisch zeigen: Unterzeichnen Sie die Petititon „Keine Schliessung des Hamburger Straßenkinderprojektes Kids – Räume erhalten!“
Foto: Basis & Woge e.V. /Facebook