Fotomontage: Christian Hinkelmann

Eine Straßenbahn für Hamburg

Wusstest du, dass es in Hamburg schon mal eine Straßenbahn gab? Sie war bis 1978 knapp 80 Jahre im Einsatz. Mit 20 Linien hatte sie damals eines der größten Fahrbahn-Netze in Deutschland und wurde dann wegen des U-Bahn- und S-Bahn-Ausbaus eingestellt. Es gibt also noch viele Menschen in Hamburg, denen das Straßenbahnfahren nicht fremd ist.

In knapp 70 deutschen Städten fahren heute Straßenbahnen. Dabei sind auch große Städte wie Berlin, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart, Düsseldorf, Bremen, Rostock, Schwerin und Leipzig.

Warum nicht auch in Hamburg? Noch im Jahr 2010 hat die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt gemeinsam mit der Hamburger Hochbahn für eine Straßenbahn geworben. In den letzten Jahren ist das Thema Straßenbahn dann im Hamburger Senat leider nicht mehr auf Interesse gestoßen. Wir fragen uns, was ist da passiert? Was hat sich seit 2010 verändert? Wer hasst die Straßenbahn so sehr?

DIE LINKE findet: Die Gründe für eine Straßenbahn in Hamburg sind nur mehr und besser geworden.

MEHR ÖFFENTLICHER NAHVERKEHR

Das 9 Euro Ticket hat gezeigt, dass viele Menschen den öffentlichen Nahverkehr nutzen wollen. Immerhin wurden über 52 Millionen Tickets in den drei Sommermonaten verkauft. Die Bereitschaft der Menschen, mehr und öfter den ÖPNV zu nutzen, ist also vorhanden. Auch in Hamburg: Laut einer Umfrage des Hamburger Abendblattes aus dem September 2022, bei der über 128.000 Stimmen abgegeben wurden, können sich ein Viertel der Teilnehmenden vorstellen, ihr Auto abzuschaffen.

Wir brauchen also richtig viel mehr öffentlichen Nahverkehr, damit aus diesen zarten Pflänzchen kräftige Bäume werden. Die Straßenbahn ist hier eine richtig gute Idee.

WENIGER AUTOS FÜR EIN STAUFREIES HAMBURG

Wenn man bedenkt, dass es aktuell über 813.000 Autos in Hamburg gibt (Quelle: Statista), wären das immerhin ca. 200.000 Autos weniger in der Stadt. Bei knapp 1,9 Mio. Einwohnern hat theoretisch jede:r zweite Hamburger:in im Durchschnitt ein Auto. Und die Zahl nimmt jedes Jahr zu: Im Vergleich zu 2021 ist sie wiederum um ein Prozent gewachsen. Dabei sind verstopfte Straßen, Staus und die Parkplatzsuche in Hamburg doch schon seit Jahren nervenaufreibend genug.

Fangen wir an, mehr dafür zu tun, dass es ab jetzt von Jahr zu Jahr weniger Autos in Hamburg werden!

DER HAMBURG TAKT – EINE GUTE IDEE

Der Hamburger Senat und die Hochbahn haben Ziele: Bis 2030 soll sich die Anzahl der ÖPNV-Nutzer verdoppeln. Der sogenannte „Hamburg Takt“ soll es jedem Hamburger und jeder Hamburgerin ermöglichen, von morgens bis abends innerhalb von 5 Minuten einen Zugang zum ÖPNV zu bekommen, also einen Bus oder eine Bahn in der Nähe zu erreichen, mit der man losfahren kann.

Genügen dafür Optimierungen im bestehenden Netz und als Neuzugang eine U5, die erst in vielen Jahren fertig ist und viele Milliarden kosten wird? Wie wäre es stattdessen mit viel mehr Mobilität und Nahverkehr für Hamburg gleich jetzt?

Wir wollen mehr und gute Alternativen zum Auto.

Wir wollen einen Ausbau des ÖPNV, der schnell vorangeht und so günstig wie möglich ist.

Wir wollen eine nachhaltige Mobilitätswende in Hamburg.

Wir brauchen zusätzlich zu Bussen, U-Bahnen und S-Bahnen eine Straßenbahn!

WELCHE VORTEILE HAT EINE STRASSENBAHN ODER TRAM?

Eine Straßenbahn bringt Menschen schnell von Tür zu Tür: Die Reisezeit ist mit der U-Bahn nicht unbedingt schneller, da oft die Wege zur U-Bahn hin und weg die Reisezeit verlängern. Durch viele neue Haltestellen mit kleinen Abständen dazwischen sind bei einer Straßenbahn die Fußwege deutlich kürzer und somit auch die Reisezeit schnell und bequem. Die Straßenbahn kombiniert also die Vorteile eines Busses (leichtes Einsteigen und gute Erreichbarkeit) mit den Vorteilen einer U-Bahn (Schnelligkeit).

Die Straßenbahn nimmt alle mit: Sie ermöglicht z.B. durch breitere Türen und ebenerdige Haltestellen ein schnelleres und einfacheres Ein- und Aussteigen im Vergleich zu einer U-Bahn. Treppen oder Fahrstühle sind nicht nötig – gerade Personen mit Mobilitätseinschränkungen, mit Kinderwagen oder mit Gepäck haben es hier leichter.

Eine Straßenbahn braucht keine Tunnel oder Haltestellen viele Meter tief unter der Erde: Die Baustellen sind kleiner und weniger zeitintensiv als beim U-Bahn-Bau. Eine Straßenbahn-Linie kann schon in Betrieb gehen, wenn noch nicht alle Haltestellen da sind. Und die Baukosten sind viel geringer als beispielsweise bei der U5. Für alle 5 in unserer Studie vorgeschlagenen Linien wären es ca. 1,3 Milliarden Euro – nur ein Fünftel der aktuell allein für die geplante U5 veranschlagten Kosten.

Mit der Straßenbahn können also Stadtteile sehr schnell und kostengünstig an den ÖPNV angebunden werden.

Eine Straßenbahn ist nachhaltig gut fürs Klima: Durch den Elektrobetrieb stößt sie keine Abgase aus, verbraucht wenig Energie und ist inzwischen mit flüsterleisten Rasengleisen auch richtig geräuscharm. Sie hat in Summe weniger Betriebs- und Wartungskosten als Busse und auch kaltes Winterwetter macht ihr wenig aus.

Eine Straßenbahn schont die Straßen: Die Straßenbahn löst Buslinien ab und bietet schnellere Fahrzeiten bei mehr Fahrgast-Kapazität. Dabei wird das aktuelle Bussystem entlastet, was gleichzeitig weniger Straßenschäden und weniger Bus-Personal bedeutet.

Bestehende Bushaltestellen werden zu Straßenbahn-Haltestellen umgebaut, neue entstehen.

Und klar: Eine Straßenbahn entlastet die Straßen und den Autoverkehr und kann auch zur Neugestaltung von Fußwegen und Radwegen beitragen. Das wäre dann zusätzlich Stadtverschönerung pur. DIE LINKE ist bereit für das Projekt Straßenbahn :)

WO WÜNSCHT DU DIR EINE STRAßENBAHN ODER TRAM IN HAMBURG?

Wir schlagen vorerst 109 barrierefreie und ebenerdige Haltestellen auf 53 km Länge vor.

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Grün: Als Ost-West Verbindung von Osdorfer Born über Schenefeld nach Rahlstedt. Eine große Entlastung für die Innenstadt.

Rot: Von Niendorf bis St. Georg, als Entlastung der Metrobuslinie 5.

Gelb: Von der Gärtnerstraße bis St. Georg, als Entlastung des nördlichen Alster-Rings.

Blau: Von Barmbek bis Steilshoop, als Entlastung der Metrobuslinie 7 und bessere Erschließung von Steilshoop.

Violett: Von Wandsbek-Gartenstadt bis Bramfeld.

Mit der Studie „U5 in Hamburg – Anspruch und Wirklichkeit Nutzenanalyse mit Bewertung Alternative Straßenbahn“ haben Dieter Doege und Jens Ode im Auftrag der Linksfraktion noch mehr Zahlen und Fakten zur Straßenbahn in Hamburg zusammengetragen und analysiert. Hier findest du die gesamte Studie.

Straßenbahn, Tram, Stadtbahn – viele Namen, die letztendlich eins bedeuten: Eine (elektrische) Bahn, die auf Schienen auf der Straßenebene verkehrt. International ist es der Begriff Tram geworden, er ist schön kurz, einprägsam und passt gut auf die Schilder.

Wir haben außerdem einen Flyer erstellt, der die Argumente für eine neue Straßenbahn für Hamburg kurz und prägnant zusammenfasst.

Und hier findest du die aktuellen Pressemitteilungen der verkehrspolitischen Sprecherin der Fraktion DIE LINKE ­– Heike Sudmann – zum Thema Straßenbahn.