Mit Ulrich Vieluf, Bildungsforscher und langjähriger Leiter der Hamburger KESS-Studie

Die Hamburger Stadtteilschulen stehen vor vier großen Herausforderungen:

  • der Integration von Schüler:innen mit Fluchterfahrung
  • der Inklusion von Schüler:innen mit Behinderungen
  • der Abmilderung der Coronafolgen unter den jungen Menschen
  • dem ungleich verteilten Lehrkräftemangel

Stadtteilschulen leisten eine hervorragende pädagogische Arbeit. Sie bringen entgegen der Erwartungen, die mit der Schulformempfehlung in Klasse 4 ausgedrückt werden, weitaus mehr Schüler:innen zum höchsten Schulabschluss, als prognostiziert. Ihre Arbeit ist in allen Fächern in der überwiegenden Mehrheit binnendifferenziert, d.h. alle Schüler:innen lernen an differenzierten Inhalten und Zielen in einer Klasse gemeinsam. Die Stadtteilschulen unterrichten in weitaus größerer Zahl Schüler:innen mit körperlichen und geistigen Behinderungen und anderen Förderbedarfen als die Gymnasien. Von letzteren nehmen sie noch diejenigen auf, von denen nach Klasse 6 nicht erwartet wird, sechs Jahre später das Abitur zu schaffen: jedes Jahr nehmen sie im Durchschnitt eine Klasse voller junger Menschen auf, die als „Schulversager“ des Gymnasiums verwiesen wurden. Und auch hinsichtlich der Integration geflüchteter Schüler:innen leisten Stadtteilschulen deutlich mehr als die Gymnasien – zum einen, weil die Wohnunterkünfte in ökonomisch schwachen Nachbarschaften und damit näher an den Stadtteilschulen liegen; zum anderen weil nach der vierten Klasse ihre Schüler:innen zu fast 90% auf Stadtteilschulen gehen bzw. dorthin abgeschult werden.

Die Situation wird verschärft durch den Lehrkräftemangel. An den Stadtteilschulen bleiben weitaus mehr Stellen unbesetzt, als an den Gymnasien. Das zeigt eine Anfrage, die wir an den Hamburger Senat gestellt haben. Insgesamt zeigen die Zahlen, Daten und Fakten, die der Senat auf unsere Anfragen selbst liefert: Das Zwei-Säulen-Modell von Stadtteilschule und Gymnasium bildet die soziale Spaltung in der Klassengesellschaft ab und verstärkt systematisch die Bildungsungerechtigkeit.

Auf der Veranstaltung sollen diese Themen dargestellt und zur Sprache gebracht, sowie dringende politische Aufgaben diskutiert werden.

Der Referent, Ulrich Vieluf, ist bundesweit anerkannter Bildungsforscher und unser langjähriger Mitstreiter sowie Mitverfasser des Entwurfs des inklusiven Schulgesetzes. In Hamburg macht er seit Jahren die KESS-Untersuchungen, einer Langzeituntersuchung der Bildungsentwicklung der Schüler:innen.

 

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