„Wer Reiche verschont, akzeptiert Armut“: Sabine Boeddinghaus im Sommerinterview mit dem Abendblatt
Das Hamburger Abendblatt veröffentlicht heute ein Sommerinterview mit unserer Fraktionsvorsitzenden Sabine Boeddinghaus. Themen sind unter anderem die Konflikte innerhalb der LINKEN, die Ziele linker Politik und die Armut in Hamburg, die gerade vor dem Hintergrund von Inflation und Energiekrise immer mehr Menschen betrifft.
Auf die Frage, ob DIE LINKE angesichts von Flügelkämpfen, Vorwürfen des Sexismus und Rassismus überhaupt noch politikfähig sei, antwortet Boeddinghaus: „Natürlich sind wir politikfähig. Aber wir sind jetzt auch in der Verpflichtung, das unter Beweis zu stellen. Wir sehen ja, dass wir kein gutes Ansehen haben, dass wir als zerstritten wahrgenommen werden, dass unsere Pluralität eher als eine Vielstimmigkeit wahrgenommen wird. Auf Hamburg bezogen kann ich versichern, dass allen Vorwürfen von Sexismus oder Rassismus immer nachgegangen wird – und zwar mit großer Ernsthaftigkeit. Aber die Vorwürfe müssen konkret sein, sonst können wir nicht handeln.“
Ein weiteres Thema ist die Frage nach den kurz- und langfristigen Zielen linker Politik. Macht die LINKE in der Bürgerschaft eine „pragmatisch reformerische Politik“ oder geht es um viel mehr? Dazu Boeddinghaus: „Das Wort Reform ist ja missverständlich. Wenn das so ausgelegt wird, dass wir uns eher anpassen, dass wir die Vision aus dem Auge verlieren, also das Ziel eines demokratischen Sozialismus und einer anderen Gesellschaft, dann ist es falsch. Aber natürlich arbeiten wir im Parlament ganz real mit den Themen, die da sind, die Rot-Grün uns präsentiert und die wir selber setzen.“
Unter der Inflation und drastisch steigenden Energiepreisen leiden vor allem die Menschen, die ohnehin schon am wenigsten haben. „Viele Menschen haben Angst vor dem Winter, ihre Wohnungen zu verlieren oder in ungeheizten Wohnungen zu sitzen. Da muss jetzt schnell etwas geschehen, sonst verstärkt sich die Armutsspirale ins Unermessliche“, erklärt Boeddinghaus. Diese Armut kommt nicht von ungefähr: „Unser kapitalistisches System lebt von oben und unten“, so Boeddinghaus. „Wenn Sie nicht an die Reichen herangehen, etwa mit einer Vermögensabgabe oder einer gerechten Steuerpolitik, dann akzeptieren Sie damit auch die Armut. Aber statt hier etwas zu ändern, lassen sich SPD und Grüne im Bund von FDP-Chef Lindner am Nasenring durch die Manege führen.“
Das gesamte Interview gibt es hier zu lesen: Sommerinterview mit Sabine Boeddinghaus