Armutsbericht 2017: Wir brauchen eine Anti-Armutsstrategie!

Der Paritätische Wohlfahrtsverband hat heute seinen Armutsbericht 2017 vorgelegt. Hamburg besetzt im Länderranking 2015 mit einer Armutsquote von 15,7 Prozent den sechsten Platz, dabei ist die Quote im Vergleich zum Jahr 2014 (15,6 Prozent) gestiegen. 

„Senat darf das Problem steigender Armut nicht unter den Teppich kehren!“

Als armutsgefährdet gelten Menschen, deren Einkommen weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens aller Haushalte beträgt. Bei Einpersonenhaushalten lag die Armutsschwelle im Jahr 2014 bei 917 Euro, bei Familien mit zwei Kindern bei 1926 Euro. Während das Armutsrisiko in Hamburg bei Familien mit drei und mehr Kindern gesunken ist, stieg es bei Rentnern auf einen neuen Höchststand – zum neunten Mal in Folge.  Cansu Özdemir, sozialpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft, erklärt dazu: „Jeder sechste Mensch in Hamburg ist von Armut bedroht. Angesichts dieser dramatischen Zahl muss der Senat endlich einsehen, dass großer Handlungsbedarf besteht. Gerade mit Blick auf die wachsende Kinderarmut, Altersarmut und Obdachlosigkeit in der Stadt kann es nicht die Lösung sein, das Problem unter den Teppich zu kehren. Wir brauchen dringend eine ressortübergreifende Anti-Armutsstrategie!“

Die negative Entwicklung werde sich weiter fortsetzen, erklärte Joachim Speicher, Geschäftsführender Vorstand des Paritätischen. In den nächsten Jahren würden noch mehr Menschen mit unterbrochenen Erwerbsbiografien, hohen Teilzeitarbeitsquoten und niedrigen Löhnen das Rentenalter erreichen. „Das Dramatische an Altersarmut ist, dass es für die Betroffenen kaum Hoffnung auf Besserung gibt. Während jüngere Menschen noch aus eigener Kraft Wege aus der Armut finden können, haben ältere Menschen mit dem Eintritt in den Ruhestand kaum Chancen, ihre finanzielle Situation zu verbessern“, so Speicher.

Von der Politik verlassen? Mit der Armut sinkt die Wahlbeteiligung

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Eines ist in diesem Zusammenhang besonders besorgniserregend: Zwischen Armut und abnehmender gesellschaftlicher Partizipation besteht nachweislich ein enger Zusammenhang, wie Cansu Özdemir anmerkt: „Wer arm ist, glaubt seltener daran, dass die eigene Stimme noch etwas zählt, das hat die Beteiligung an der Bürgerschaftswahl 2015 deutlich gezeigt. Es reicht nicht, nach jeder Wahl mangelnde Partizipation zu beklagen, dann aber an den Betroffenen vorbeizuregieren und im nächsten Wahlkampf plötzlich wieder die fehlende soziale Gerechtigkeit anzuprangern. Das Thema Armutsbekämpfung muss endlich Priorität auf der Agenda des rot-grünen Senats haben!“

Den vollständigen Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes finden Sie hier.