Chaos in Gesundheitsämtern: Hamburg hat die Kontrolle verloren
Weil die Gesundheitsämter komplett überlastet sind, werden bestimmte Daten für die Kontaktnachverfolgung nicht mehr oder nur noch verzögert erfasst. Der Rückstand bei Positiv-Anrufen liegt bei bis zu 13 Tagen. Das ist das Ergebnis zweier Anfragen der Linksfraktion. Zwar konnte das Personal in den Gesundheitsämtern im Vergleich zum Dezember leicht aufgestockt werden, so dass derzeit rund 700 Vollzeitkräfte in der Kontaktnachverfolgung tätig sind. Allerdings waren im Januar 2021 mit 913 und im Mai 2021 mit 964 deutlich mehr Vollzeitkräfte zuständig. Dabei lag im Januar 2021 die hamburgweite Inzidenz im Durchschnitt bei 135 und im Mai mit Werten zwischen 24 und 106 deutlich unter der heutigen.
Dazu Deniz Celik, gesundheitspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft: „Das Pandemiemanagement scheint völlig aus dem Ruder zu laufen. Wegen der Verzögerung bei der Dateneingabe tappen wir bei der Frage der Infektionsorte im Dunkeln. Ein derartiger Rückstand bei der Bearbeitung der Positiv-Fälle bedeutet aber auch, dass das Virus freie Bahn hat. Wie soll da noch eine effektive Eindämmung dieser Infektionswelle funktionieren? Trotz aller Warnungen hat der Senat es sträflich versäumt, die Gesundheitsämter auf eine schwere Infektionswelle vorzubereiten. Bereits im Sommer haben Expert:innen vor dem Winter gewarnt – doch der Senat hat dennoch zunächst Personal abgebaut. Sowas ist fahrlässig. Hinzu kommt, dass der Senat seit mehr als zwei Jahren nur auf Sicht fährt und Unterstützungskräfte nur befristet einstellt – das Motto: In zwei, drei Monaten wird es schon nicht mehr so schlimm sein. Um das Chaos irgendwie noch in den Griff zu bekommen, müssen die Gesundheitsämter mit einer massiven Einstellungsoffensive entlastet und die Laborkapazitäten ausgebaut werden.“