Großbrand am Ostermontag: Kontrollverlust in Billbrook

Auch mehr als zwei Wochen nach dem Großfeuer in Billbrook ist das Wissen der Stadt über die Risiken der dortigen Industriebetriebe erschreckend gering. Das geht aus der Antwort des Senats auf eine Anfrage der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft hervor (Drs. 22/11605). Demnach weiß die Stadt weder, wie viele Geräte dort gelagert werden noch wie die Exportzahlen und die Lagerdauer sich gestalten oder ob Geräte fachgerecht entsorgt werden. „Die Zahlen legen einen fast völligen Kontrollverlust der Behörden offen“, sagt Stephan Jersch, umweltpolitischer Sprecher der Linksfraktion.

Unter der fragwürdigen Annahme, dass laut der Gewerbeanmeldung dort Elektrogeräte zum Wiederverkauf gelagert werden, glaubt die Stadt scheinbar ohne weitere Kontrollen, dass keine Schadstoffe freigesetzt wurden – unabhängig von den Mengen und dem Zustand der Geräte. „Es ist blauäugig, davon auszugehen, dass es sich bei den im Industriegebiet gelagerten Elektrogeräten nur um gebrauchte Geräte handelt, die weiterverkauft werden – und nicht um Schrott, der nach der Lagerung in offenen Hallen oder unter freiem Himmel fachgerecht entsorgt werden müsste“, sagt Jersch. „Kühl- und Gefriergeräte enthalten Klimagase oder brennbare Kohlenwasserstoffe. Die Stadt kann nicht einmal eine Abschätzung der beim Brand freigewordenen Schadstoffe liefern. Es ist bedenklich, wenn die Lokalpresse mehr Informationen zu den durch das Feuer verursachten entstandenen Gesundheitsbelastungen hat als die Stadt. 110 potenzielle Großbrandherde im Industriegebiet sind eine katastrophale Aussicht.“

Das Ausmaß der Brand-Katastrophe sei durch die Stadt nicht zu bemessen und genaue Schadstoffanalysen lägen noch nicht vor, sagt Jersch. „Mit Ausnahme der Warnung über die Katastrophen-Apps, im Rundfunk und des professionellen Einsatzes der Feuerwehr ist hier kaum etwas so, wie es sein müsste. Eine Aufarbeitung dieses Brandes und ein Maßnahmenkatalog, der weit über die Abrissanweisung des Bezirks hinausgeht, sind unverzichtbar, um die städtische Kontrolle wiederherzustellen.“