Hamburger Kaffee-Firma lässt 4000 Menschen vertreiben – Stadt muss sich der Verantwortung stellen

Hamburg ist reich geworden durch die brutale Kolonialzeit, durch Versklavung, Völkermorde, Ausbeutung und blutig niedergeschlagene Proteste. „Hamburg stellt sich der Verantwortung für seine koloniale Vergangenheit“ heißt es daher seit einigen Jahren offiziell von der Stadt. Aber wie steht es um die Verantwortung für die Gegenwart – für Ausbeutung, die aktuell noch läuft? Mit dem Film „Bitterer Kaffee: Uganda – Bauern kämpfen um ihr Land“ holt die Linksfraktion dieses Thema jetzt ins Hamburger Rathaus.

„Hamburger Unternehmen profitieren bis heute von Landraub, Vertreibung, Ausbeutung und Menschenrechtsverletzungen – wir dürfen auf diesem Auge nicht blind sein“, sagt Norbert Hackbusch, hafen- und kulturpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft: „Wir wollen, dass sich die Stadt damit auseinandersetzt und sich auch im Hier und Jetzt ihrer Verantwortung stellt.“

Der Hintergrund: 4000 Menschen wurden im Jahr 2001 im Bezirk Mubende in Uganda vertrieben und ihre Häuser, Felder, Tiere und Nahrungsmittelvorräte zerstört. Die ugandische Regierung hatte mit einem Tochterunternehmen der Hamburger Neumann Kaffee-Gruppe einen Pachtvertrag für die Nutzung von rund 2500 Hektar Land abgeschlossen.

 

Mit 50 Unternehmen in 27 Ländern gehört die Neumann Kaffee-Gruppe mit Sitz in der Hafencity zu den führenden Kaffee-Handelsunternehmen der Welt. In ihrem „Leitbild“ behauptet sie, dass sie „Menschen in den Mittelpunkt“ stellen würde. Doch das Hamburger Unternehmen zeigt, wie Menschenrechtsverletzungen unter dem Deckmantel vermeintlicher „Nachhaltigkeit und „fairer Geschäftsbeziehungen“ funktionieren. Seit beinahe 20 Jahren läuft das Klageverfahren der 401 betroffenen Familien – bis jetzt allerdings ohne Aussicht auf angemessene Entschädigung.

Im Rahmen der Veranstaltung „20 Jahre Vertreibung zugunsten der Neumann Kaffeeplantage in Uganda“ zeigt die Linksfraktion am 11. August im Kaisersaal des Hamburger Rathauses den Dokumentarfilm „Bitterer Kaffee: Uganda – Bauern kämpfen um ihr Land“ des Journalisten Michael Enger. Peter Kayiira Baleke wird live aus Uganda vom aktuellen Stand berichten. Welche Verantwortung trägt die Hamburger Neumann Kaffee-Gruppe in diesem Vertreibungsfall? Inwiefern könnte ein Lieferkettengesetz helfen, um zukünftig Menschenrechtsverletzungen in globalen Lieferketten einzudämmen oder den Opfern von Menschenrechtsverletzungen Zugang zu Entschädigung zu ermöglichen? Norbert Hackbusch: „Der Kaisersaal ist voller Insignien der Hamburger Kolonialgeschichte. Wir haben diesen Raum bewusst gewählt, um deutlich zu machen: Ausbeutung und Menschenrechtsverletzungen sind kein abgeschlossenes Kapitel der Vergangenheit – sie sind bittere Gegenwart.“

FILMGESPRÄCH Mittwoch, 11. August um 18 Uhr im Hamburger Rathaus, Kaisersaal
Zu Gast: Peter Kayiira Baleke, Sprecher der Vertriebenen in Uganda & Gertrud Falk, FIAN Deutschland (FoodFirst Informations- und Aktions-Netzwerk)
Begrüßung: Norbert Hackbusch, MdHB
Anmeldung: irenafgnyghatra@yvaxfsenxgvba.unzohet.qr,