Obdach ist machbar! – Bericht vom Aktionstag in St. Georg
Einen Aktionstag gegen Leerstand und Obdachlosigkeit haben am Mittwoch der Einwohnerverein St. Georg, die evangelische Kirchengemeinde und das Hamburger Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot durchgeführt. Dabei forderten sie ganz konkret ein seit über 15 Jahren leerstehendes Gebäude in der Koppel 95 für die kurz- und längerfristige Unterbringung von Menschen ohne Obdach.
Der Senat hatte zwar in einer länger zurückliegenden Kleinen Anfrage der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft mitgeteilt, es handle sich bei dem Objekt um Gewerberaum, die Stadt könne daher nichts machen. Doch tatsächlich waren hier von 1992 bis 1998 Bürgerkriegsflüchtlinge aus Jugoslawien untergebracht gewesen, das dreistöckige Haus wurde also als Wohnunterkunft genutzt.
Unter der Überschrift „Eigentum verpflichtet! Leerstand beenden! Obdach ist machbar, Herr Nachbar!“ entwickeln die InitiatorInnen die Vision, in jedem der gut 100 Hamburger Stadtteile leerstehende Objekte auszumachen und als kleinteilige Wohnunterkünfte herzurichten, akzeptabel für die nähere Umgebung und gut für die Betroffenen. Weitere Anwohnerinitiativen in Wilhelmsburg, Billstedt und im Schanzenviertel sind inzwischen ebenfalls aktiv geworden, um konkrete Leerstände für ebenso konkrete Nutzungen einzufordern.
„Ich begrüße diese Aktion außerordentlich“, sagte die stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, Heike Sudmann, auf der Kundgebung. „Denn hier wird ein gangbarer Weg aufgezeigt, die gesellschaftliche Wunde Obdachlosigkeit endlich zu schließen. Aber nicht etwa von den verantwortlichen Behörden, sondern von StadtteilbewohnerInnen.“
Sudmann verlangte von den Bezirken, dass sie endlich mehr Personal einstellen, um gegen Leerstände, Zweckentfremdung und Ferienwohnungen vorzugehen. „Und es müssen schnellstens alle Möglichkeiten überprüft werden, auch länger leerstehenden Gewerberaum für Wohnzwecke zu requirieren“, erklärte die Stadtentwicklungsexpertin. „In Hamburg stehen seit Jahren über eine Million Quadratmeter Büroraum leer. Das können wir nicht hinnehmen!“
Die Stadt Hamburg müsse neue Gesetzesinitiativen auf den Weg bringen.
Tim Golke, der zusammen mit Heike Sudmann an der Kundgebung in St. Georg teilnahm, ergänzte als zuständiger Wahlkreisabgeordneter der LINKEN: „Seit Jahren nimmt es der Senat hin, dass Menschen unter der Kennedybrücke und im Park schlafen und befördert die Vertreibung Obdachloser vom Hauptbahnhof. Er ist sich in diesem Tagen noch nicht mal zu schade, nach dem Tod von hunderten Flüchtlingen vor Lampedusa diejenigen, die es bis Hamburg geschafft haben, zu attackieren und ihnen sogar die notwendigen Container-Notunterkünfte zu verweigern. Diese unsoziale Politik muss ein Ende haben!“
Die Aktion in St. Georg zeige, dass alle auf der Straße lebenden Menschen, alle Flüchtlinge und WanderarbeiterInnen ohne Weiteres die Chance auf ein besseres Leben unter einem Obdach hätten, wenn der Senat und die Bezirke stärker in die Hufe kämen, sagte Golke. „Deswegen: Her mit der Koppel 95!“