Wissenschaft lebt von Dialog und von Streit
Der Protest von Studierenden gegen eine Vorlesung des AfD-Gründers Bernd Lucke vergangenen Mittwoch beschäftigt heute auch die Hamburgische Bürgerschaft. „DIE LINKE findet es richtig und wichtig, dass Studierende Lucke auffordern, sich seiner historischen Verantwortung zu stellen“, sagte in der Aktuellen Stunde Martin Dolzer, wissenschaftspolitischer Sprecher der Fraktion. „Sie brachten mit der Kundgebung und den Protesten im Hörsaal ihren Unmut und ihre Sorge zum Ausdruck. Man sollte Lucke nicht verbieten zu lehren. Man sollte jedoch kritischen Studierenden auch nicht verbieten, seine Vorlesungen zu besuchen und ihn mit ihrer Kritik zu konfrontieren. Wissenschaft lebt von freier Meinungsäußerung, von Dialog und auch Streit. Auch Zivilcourage gehört zur Persönlichkeitsentwicklung und an die Hochschulen.“
Bernd Lucke ist der Gründer einer Partei, die für Rassismus und gesellschaftliche Spaltung steht, einen starken völkisch-nationalistischen Flügel hat und für das Erstarken rechtsradikaler Kräfte in Deutschland mitverantwortlich ist. Auch Luckes neue Partei, die „Liberal Konservativen Reformer“ (LKR), hat mehrfach zu den extrem rechten „Merkel muss weg“ Demonstrationen in Hamburg aufgerufen. Auf seiner Homepage stellt der Landesverband Hamburg unter anderem das Grundrecht auf Asyl in Frage und schürt Vorurteile gegen Menschen mit islamischen sowie afrikanischen Wurzeln.
„Das verstößt gegen die Würde des Menschen. Wenn die Studierenden die Losung ,Wehret den Anfängen‘ ernst nehmen und die Lehre eines solchen Akteurs nicht als Normalzustand hinnehmen, ist das lobenswert“, sagte Dolzer. „Statt die Studierenden als totalitär zu diffamieren und Lucke als Opfer zu stilisieren wäre es notwendig, eine sachliche Debatte zu führen und sich intensiver mit der ausgrenzenden Ideologie seiner LKR sowie ihrer Nähe zu anderen rechten Kräften zu beschäftigen.“