Alternative zum Präsenzunterricht ist nicht Home Schooling

Seit dem 19. Oktober hat der Inzidenzwert der Corona-Pandemie die besonders kritische 50er-Marke überschritten. Noch im Sommer hatte die Schulbehörde stufenweise Konzepte zum Infektionsschutz entworfen und deren Einsatz vollmundig angekündigt. „Die Schulbehörde hat in diesem Fall immerhin ein grobes Konzept vorgelegt. Doch der Schulsenator verweigert jetzt die Umsetzung“, kritisiert Sabine Boeddinghaus, die schulpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft: „Das Robert Koch Institut als zentrale Größe im Bereich Infektionsschutz hat konkrete Empfehlungen vorgelegt. Wesentlich ist die Halbierung der Klassen, damit der Abstand gewahrt werden kann.“ An den RKI-Empfehlungen orientiert bringt die Linksfraktion heute einen Antrag in die Bürgerschaft ein.

Eine Halbierung der Klassen bedeute nicht automatisch, dass keine Betreuung stattfinde, betont Boeddinghaus und fordert grundlegende Schritte, um die Pandemie einzudämmen: „Als erster Schritt muss der Regelunterricht ausgesetzt werden. Das ermöglicht es, die Lerngruppen zu halbieren und neben dem Unterricht in der Schule auch Bildung an anderen Orten zu ermöglichen.“ Boeddinghaus verweist auf gute Erfahrungen in Italien und Dänemark – beide Länder hatten auf geteilte Klassen, digitalgestützten Unterricht und die Nutzung von Theatern, Museen, Stadtteilzentren und anderen Orten gesetzt.

„Daneben muss die Schulbehörde umgehend einen verbindlichen Stufenplan vorlegen, der klar und transparent darlegt, wann welche Unterrichtsformen einzuführen sind. Die Schulen verfügen über die Konzepte und den Willen. Doch die Behörde muss sie dabei unterstützen – und sie muss die Verantwortung übernehmen“, so Boeddinghaus weiter. Die Gängelung und Herabwürdigung der Schulgemeinschaften müsse ein Ende haben: „Auch der Schulsenator kann nicht behaupten, die Weltformel zu besitzen. Aber er kann auf Expert:innen hören, er kann die Schulgemeinschaften einbeziehen. Was er das letzte halbe Jahr versäumt hat, muss der Schulsenator heute beginnen.“