Anfrage der Linksfraktion zeigt untragbaren Notstand im Kinder- und Jugendnotdienst

Dramatische Lage beim Kinder- und Jugendnotdienst (KJND): Der Dienst ist völlig überfüllt, mehr als das Doppelte der betriebserlaubten Plätze in der Unterbringungshilfe, im Mädchenhaus und in der Erstaufnahme sind belegt. Auch in der Mehrzweckhalle werden mittlerweile junge Menschen untergebracht. Das ergab eine Anfrage der Linksfraktion (Drs. 22/10092).

Seit Monaten droht dem KJND der Kollaps angesichts von Überlastung in den Familien durch Corona, steigender Zahlen an Inobhutnahmen aufgrund von Kindeswohlgefährdung sowie vieler Jugendlichen aus der Ukraine, aus Afghanistan und Syrien, die hier Schutz suchen. Aus eigentlich kurzfristigen Schutzmaßnahmen werden oft wochenlange Aufenthalte auf engstem Raum. Kein Wunder: Die Zahl der „besonderen Vorfälle“ (wie „Körperverletzungen“ und „Entlaufen“) ist bereits jetzt wesentlich höher als 2021. Noch dazu droht eine Absenkung des Betreuungsstandards aufgrund des Fachkräftemangels.

Sabine Boeddinghaus, jugendpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft: „Die Lage ist desolater denn je, obwohl sich die Behörde bemüht, Abhilfe zu schaffen. Doch es reicht nicht, wie die Anfrage zeigt. Es ist bitter, aber der KJND ist kein sicherer Ort für schutzbedürftige Kinder und Jugendliche – egal, ob sie hier aufgewachsen oder hierher geflüchtet sind. Sie alle brauchen Schutz und bedarfsgerechte Unterstützung durch dafür ausgebildete Sozialpädagog:innen und Erzieher:innen. Eine Absenkung der pädagogischen Standards und ein Querbeeteinsatz durch verschiedene Professionen hindurch darf nicht zur Dauerlösung werden. Angemessene Entlohnung sollte ebenso selbstverständlich sein. Daher darf es keine Einsparungen in diesem Bereich geben. Außerdem müssen wir das System der Krisenintervention und Notunterbringung im KJND grundlegend überprüfen und gemeinsam mit Expert:innen aus Wissenschaft, Praxis und ehemalig im KJND untergebrachten jungen Menschen neu gestalten.“