Corona in Hamburg: Benachteiligte Stadtteile trifft die Pandemie härter

2020-12-17-Corona-Stadtteile2-300x212 Menschen in sozial besonders benachteiligten Stadtteilen haben ein höheres Risiko schwer an Covid-19 zu erkranken und ins Krankenhaus eingeliefert zu werden. Das ist das Ergebnis der Senatsantwort auf die Anfrage (Drs. 22/2332) der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft. Abgefragt wurden die Postleitzahlen sowohl der Patient:innen, die wegen Corona auf Normal- oder Intensivstationen im Krankenhaus lagen, als auch von Menschen, die in Folge einer Infektion im Krankenhaus verstorben sind.

Die Zahlen zeigen, dass es auch in Hamburg einen engen Zusammenhang zwischen sozialem Status und schweren Krankheitsverläufen nach einer Corona-Infektion gibt. Neben älteren Menschen und Risikogruppen sind es einkommensschwache Menschen, die ungleich stärker von Corona betroffen sind. Wer in engen Wohnverhältnissen lebt, nicht auf Home-Office ausweichen kann und auf die Nutzung des überfüllten ÖPNV angewiesen ist, kann schlecht Abstand halten und ist weniger geschützt. Prekäre Lebensbedingungen begünstigen eine Corona-Infektion und einen schweren Verlauf“, erklärt Deniz Celik, gesundheitspolitischer Sprecher der Linksfraktion.

Bei den Patient:innen, die wegen Covid-19 auf Normalstationen behandelt wurden, liegen sieben von zehn der am stärksten betroffenen PLZ-Gebiete gänzlich oder teilweise in Stadtteilen mit niedrigem sozialen Status. Das gilt auch für Patient:innen  auf Intensivstationen. In sieben PLZ-Gebieten gab es eine zweistellige Anzahl von Todesfällen, davon befinden sich vier Gebiete gänzlich oder teilweise in Stadtteilen mit niedrigem sozialen Status. Besonders betroffen sind Stadtteile südlich der Elbe (Wilhelmsburg Veddel, Harburg) und im Osten der der Stadt (v.a. Billstedt).

In einer früheren Anfrage hatte die Linksfraktion nach der Verteilung der gemeldeten Infektionen gefragt, diese liegen laut Auskunft des Senats jedoch nicht vor, es bleibt unklar, wie hoch die Infektionsraten in den verschiedenen Stadtteilen sind – anders als in Bremen, wo die gemeldeten Infektionen je nach Postleitzahl regelmäßig veröffentlicht werden.

„Der Senat muss endlich die soziale Dimension in den Blick nehmen und die Infektionszahlen kleinräumig auswerten und zielgerichet handeln“, so Deniz Celik. „Damit Infektionsketten schnell unterbrochen werden, brauchen wir kostenlose Testkapazitäten und die Verteilung von FFP2-Masken in besonders benachteiligten Stadtteilen. Um die Gesundheitskompetenz in den Stadtteilen zu fördern und den Bedarf an sozialmedizinischer Versorgung zu decken, ist es notwendig, Gesundheitslotsen sowie Sprach- und Kulturvermittler:innen einzusetzen. Außerdem muss für Menschen in beengten Wohnverhältnissen im Bedarfsfall Quarantäne-Wohnraum in Hotels oder Ferienwohnungen bereitgestellt und stark beanspruchte Bus- und Bahnlinien durch Taktverdichtung entlastet werden.”

 

Eine genauere Auswertung der Anfrage gibt es hier:

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