DGB-Report: Viele Betriebe sind nicht ausbildungsreif!
Der heute vorgestellte Ausbildungsreport Hamburg 2016 der DGB Jugend Nord kommt zu erschreckenden, aber leider nicht ganz neuen Ergebnissen – so sinkt die Ausbildungsquote noch immer. „Weniger als 40 Prozent der ausbildungssuchenden Jugendlichen in Hamburg haben nach ihrem Schulabschluss einen Lehrvertrag in der Tasche“, kritisiert Sabine Boeddinghaus, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft. „Und 37,8 Prozent befinden sich in qualifizierenden Maßnahmen – also in einer Warteschleife zur Beschönigung der Statistik. Deshalb fordern wir erneut eine zweckgebundene Ausbildungsplatzabgabe: Wer nicht ausbildet, soll zahlen.“
Die zahlreichen offenen Stellen, die den BewerberInnen in manchen Branchen gegenüberstehen, lässt die Bildungsexpertin nicht als Argument gelten. Denn viele seien in Branchen wie dem Gaststätten- und Servicedienstleistungsbereich zu finden, wo Bezahlung und Arbeitsbedingungen teils haarsträubend schlecht sind. „Wenn für fast 35 Prozent der Betriebe kein Ausbildungsplan vorliegt, wenn in vielen Betrieben regelmäßig Überstunden gemacht werden müssen, wenn diese Überstunden oft noch nicht einmal abgegolten werden, wenn in vielen Ausbildungsbetrieben ausbildungsfremde Tätigkeiten gemacht werden müssen, dann läuft es nicht rund bei der Ausbildung der jungen Menschen“, so Boeddinghaus. „Nicht ausbildungsreif sind Betriebe, die Vereinbarungen und gesetzliche Regelungen nicht einhalten, und nicht die jungen Menschen in Ausbildung!“ DIE LINKE fordert daher schon lange strengere Kontrollen in den Ausbildungsbetrieben und die unbedingte Einhaltung und Sicherung von qualitativ hochwertigen und gut bezahlten Ausbildungsplätzen.
60 Prozent der für den Report befragten SchülerInnen gaben an, dass ihnen das schulische Betriebspraktikum keinerlei berufliche Perspektive eröffnet hätte. „Da muss die zuständige Behörde doch mal mindestens ins Nachdenken kommen über eine bessere Konzeption und Durchführung der Betriebspraktika während der Schulzeit“, fordert Boeddinghaus. „Hier müssen sich Schule und Betriebe enger und konsequenter im Sinne der jungen Menschen abstimmen und verzahnen und auch die Auswahl der Plätze muss vielfältiger werden!“