Digitale Unterrichts-Bewertung ersetzt keine Beziehungsarbeit

Schüler_innen von 50 Schulen sollen in einem Pilotprojekt auf einer digitalen Plattform den Unterricht bewerten. „Es ist traurig, dass es an unseren Schulen anscheinend an einer kritischen Fehler- und Lernkultur fehlt und nun der aufwändige digitale Umweg genommen werden muss“, erklärt Sabine Boeddinghaus, die bildungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft. Problematisch sei auch, dass die Befragung von den Lehrkräften gestaltet wird: „Schüler_innen sollten ihre eigenen Bemerkungen und Fragen einbringen können. Stattdessen dürfen sie bloß Kreuzchen machen. Den Mangel an positiver, förderlicher Beziehungsarbeit, dem A und O der Bildung, kann dieses Portal nicht ausgleichen.“

Die Übertragung der digital gewonnenen Erkenntnisse ins analoge Klassenzimmer werde eine echte pädagogische Herausforderung, so Boeddinghaus: „Wie stellt die Schulbehörde sicher, dass die Bewertungen in einen qualitativen Prozess der Unterrichtsentwicklung eingebracht werden? Werden die Kinder und Jugendlichen einbezogen? Und wie werden negative Folgen von Bewertungen für Schüler_innen und Klassen ausgeschlossen?“ Vor allem aber stelle sich die Frage, warum nicht wenigstens parallel zur digitalen Befragung auch Räume für gleichwertige, analoge Gespräche der Bildungsbeteiligten geschaffen oder erweitert werden.