Fall Jamie: „Populistischer Aktionismus hilft nicht weiter“
Der Ausschuss für Familie, Kinder und Jugend kommt heute auf Antrag von CDU und FDP zu einer (voraussichtlich geschlossenen) Sondersitzung zusammen, um sich über den Sachstand im Fall des misshandelten Kindes Jamie berichten zu lassen. „Das ist populistischer und parteipolitischer Aktionismus“, erklärt dazu Sabine Boeddinghaus, Sprecherin für Jugend, Familie und Bildung der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft. „Ich werde mir aber in Ruhe die Fakten anhören und sie auswerten. Aus meiner Sicht braucht es nicht weitere Debatten, die sich mit Schuldzuweisungen an einzelnen tragischen Fällen von Kindesmisshandlungen abarbeiten, sondern es braucht eine Debatte um eine grundsätzliche Neuausrichtung der Kinder- und Jugendhilfe.“
Eine fundierte Überarbeitung des Systems sei zweifellos nötig, damit die in der Kinder- und Jugendhilfe Beschäftigten wieder die nötige Zeit für fachliche Arbeit mit den Familien und ihren Kindern bekämen und weniger für Dokumentation und Kontrolle aufbringen müssten. Zudem müssten die Hilfen möglichst früh und für die Familien möglichst niedrigschwellig einsetzen. „Vor allem in den von Armut betroffenen Stadtteilen brauchen wir eine gute funktionierende Infrastruktur, um Überforderungen von jungen Eltern, vor allem auch alleinerziehenden Müttern zu vermeiden“, so Boeddinghaus. „So eine Diskussion muss unter Einbeziehung möglichst vieler gesellschaftlicher Akteure und Fachleute geschehen, nicht in hektischen Geheimsitzungen. Ich schlage daher erneut die Einrichtung einer Enquete-Kommission vor.“