Hamburgs Gastronomie: Beschäftigte meist ohne Tarifvertrag und unterdurchschnittlich bezahlt

Auch in Hamburg steht das Gastro- und Gastgewerbe durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer unter Druck. Ein Druck, den die Beschäftigten in diesem Sektor jedoch schon länger verspüren: Sie arbeiten meist ohne Tarifvertrag, werden unterdurchschnittlich bezahlt und sind oft in Teilzeit- oder Minijobs tätig. Eine Große Anfrage der Linksfraktion zeigt die aktuelle Situation in der Gastronomie und im Gastgewerbe: Die Zahl der Beschäftigten hat demnach mit 39.484 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten das Vorkrisenniveau von 40.112 fast wieder erreicht. 42,2 Prozent dieser Beschäftigten waren in Teilzeit tätig (13 Prozentpunkte mehr als im Durchschnitt aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten). Hinzu kommen 28.698 geringfügig Beschäftigte und 14.621 Beschäftigte im Nebenjob. Das Mediangehalt stieg seit 2012 um 45 Prozent auf 2,407 Euro zum 31. Dezember 2022, bleibt damit aber weit unterhalb des Mediangehalts aller Beschäftigten von 4.127 Euro. Heute hat die Linksfraktion die Krise in der Gastronomie in der Bürgerschaft auf die Tagesordnung gesetzt.

Hierzu David Stoop, gewerkschaftspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft: „Unsere Anfrage zur Situation der Beschäftigten im Hamburger Gastro- und Gastgewerbe zeigt, dass die Branche sich langsam von den Folgen der Corona-Krise erholt. Die Situation bleibt jedoch gerade für die Beschäftigten prekär: Die Löhne liegen weit unterhalb des Durchschnitts und die Zahl der geringfügig Beschäftigten ist hoch wie nie. Besonders erschreckend ist die anhaltend hohe Zahl der nicht-tarifgebundenen Unternehmen: Im Gastgewerbe unterlagen 95 Prozent der Betriebe keinem Tarifvertrag! Hier besteht weiterhin ein hoher Handlungsbedarf. Tariflich geregelte Arbeit sollte in allen Branchen den Normalfall darstellen und kein exotischer Sonderfall sein, wie dies im Gastro- und Gastgewerbe der Fall ist. Nicht umsonst gibt die EU eine Zielmarke von 80 Prozent für die Tarifbindung aus. Bis dieses Ziel erreicht werden kann, ist es noch ein sehr weiter Weg, aber die Bundesregierung und auch der Hamburger Senat sind in der Pflicht, einen Plan zu entwickeln, wie die Tarifbindung auch im Bereich des Gastro- und Gastgewerbes auf ein angemessenes Niveau gehoben werden kann.“