Immer mehr Psychopharmaka: Was ist los in Hamburgs Gefängnissen?
In der heutigen Bürgerschaftssitzung beantragt die Linksfraktion die Begutachtung und Evaluation der psychologischen und psychiatrischen Versorgung von Gefangenen im Hamburger Strafvollzug.
Hintergrund des Antrages sind die erheblichen Mengen an Psychopharmaka, die von den Hamburger Strafvollzugseinrichtungen bestellt werden – diese Mengen sind zudem gegenüber dem Vorjahr noch erheblich gestiegen. So wurden 2020 allein in der Untersuchungshaftanstalt über 12.000 Tagesdosen an Benzodiazepinen bestellt – 34 Prozent mehr als im Vorjahr.
Dazu Carola Ensslen, Abgeordnete der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft: „Medikamentöse Behandlung gehört selbstverständlich bei entsprechender medizinischer Indikation zu einer adäquaten Gesundheitsversorgung dazu. Bei solchen erheblichen Mengen an Psychopharmaka stellt sich aber die Frage, ob die Medikation nicht häufig eine therapeutische Behandlung ersetzen muss, statt sie lediglich zu ergänzen. Gerade angesichts der Defizite in der psychologischen Versorgung von Gefangenen muss die Vergabepraxis von Psychopharmaka im Hamburger Vollzug dahingehend überprüft werden, ob sie wirklich der Gesundheit der Gefangenen dient.“