Immer mehr Tierversuche in Hamburg – auch unter Rot-Grün
Mehrfach haben der Hamburger Senat und die rot-grüne Koalition in Hamburg erklärt, die Zahl der Tierversuche reduzieren und Alternativmethoden befördern zu wollen. Dazu soll es in Zukunft sogar einen mit 20.000 Euro dotierten Wissenschaftspreis geben, mit dem alternative Forschungsmethoden honoriert werden. Doch der Alltag sieht vollkommen anders aus, brachte jetzt eine Große Anfrage der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft ans Licht.
Demnach werden weiterhin in großer Zahl Genehmigungen erteilt, die jedes Jahr Leid und Tod von Abertausenden Versuchstieren in Hamburgs Laboren bedeuten. 2015 lag ihre Zahl laut neuester Statistik bei mehr als 150.000 – eine Steigerung von über 18 Prozent gegenüber dem Jahr 2011. Eine Antwort auf die Frage, wie das sein kann, verweigert der Senat: In seiner Stellungnahme zur LINKEN-Anfrage (Drucksache 21/7594) gibt er sich betont unwissend.
Dazu Stephan Jersch, tierschutzpolitischer Sprecher der Linksfraktion: „Der Senat behauptet einerseits, alle Anträge auf Tierversuche und damit auch mögliche Alternativen detailliert zu prüfen. Andererseits ist er aber nicht in der Lage, Details zu Forschungszwecken und Verfahren anzugeben. Es stellt sich die Frage, ob der Senat nicht antworten will oder ob die Prüfung der Anträge gar nicht so genau erfolgt – und damit, wie ernst er es mit der Verringerung von Tierversuchen eigentlich meint.“
Den Senatsauskünften zufolge werden über 54 Prozent der Tierversuche in Hamburg im Auftragslabor LPT (Laboratory of Pharmacology and Toxicology GmbH & Co. KG) durchgeführt. Darunter fallen auch Versuche mit dem Nervengift Botulinumtoxin (Botox), für die es längst zugelassene, alternative Testmethoden gibt, bei denen keine Tiere sterben. „Es ist völlig unverständlich, warum der Senat auf unsere Fragen zu den Botox-Versuchen laviert. Das lässt nur den Schluss zu, dass alternative Versuchsmethoden nicht oder nicht im bestmöglichen Ausmaß angewendet werden“, kritisiert Jersch. „Allem Anschein nach ist der 20.000-Euro-Preis nichts als eine Shownummer zur Ruhigstellung des grünen Koalitionspartners und der Öffentlichkeit. Ich bin aber zuversichtlich, dass der anhaltende gesellschaftliche Widerstand gegen Hamburgs Tierversuchspraxis den schwerfälligen ‚Tanker Senat‘ über kurz oder lang dazu bewegen wird, den Tierschutz in Hamburg effizienter zu verbessern.“