Kraftwerk Wedel: Senat setzt auf marode Anlage – Energiesicherheit und Anwohner*innen leiden
Zum Leidwesen nicht nur der Anwohner*innen ging das Kohleheizkraftwerk Wedel nach dreimonatiger Sommerpause wieder in Betrieb. Mit einer aktuellen Anfrage wollte die Linksfraktion Klarheit haben über den holprigen Wiederanlauf des musealen Kraftwerks. Aus den Daten des Energieportals der HEnW (Hamburger Energiewerke) ging hervor, dass beide Blöcke des Kraftwerks mehrfach abgefahren wurden und erst seit dem 27.9. wieder regulär laufen. Menschen in der Nähe der Anlage klagten erneut über giftige Partikel in der Luft.
Dazu Stephan Jersch, energiepolitischer Sprecher der Fraktion Die Linke in der Hamburgischen Bürgerschaft: „Das Kohlekraftwerk Wedel ist zu einem Technikdenkmal geworden. Jetzt rächt sich das jahrelange Zaudern des Senats bei dessen Ersatz. Nun soll Wedel ein Jahr länger die Reserve für den neuen Energiepark Hafen sein – wie soll das denn gehen bei einem Kraftwerk, bei dem die HEnW Kesselschäden zum Normalfall erklärt und dessen Start diesmal einen vollen Monat gebraucht hat. Energiesicherheit ist mit Wedel nicht mehr zu haben! Und so ein marodes Industriedenkmal taugt auch kaum als Backup für auftretende Probleme beim neuen Kraftwerk Dradenau. Angesichts der Probleme mit dem Wiederanfahren der Anlage fürchte ich, dass Wedel nächstes Jahr nicht mehr in die zugesagte Sommerpause geschickt wird, sondern auf Kosten der Anwohner*innen und der Umwelt einfach durchläuft. Und auch der Abschalttermin, Ende 2026, ist noch so vage, dass die HEnW die Stilllegung gar nicht angezeigt hat. Währenddessen emittiert Wedel wieder ätzende Partikel, die der Senat früher gerne wechselweise dem Schiffsverkehr, Insekten oder Grillfeuer zugeschrieben hat. Das ganze Drama ist ein Offenbarungseid für die Energiesicherheit und für den Klimaschutz gleichermaßen: Wir brauchen einen verlässlichen Zeitplan für das im Bau befindlichen Kraftwerk Dradenau, das Kohlekraftwerk Wedel und die Umrüstung des Kohleblocks in Tiefstack.“
