Mobbing und Stress in Behörden: Senat muss Fürsorgepflicht nachkommen!
In den vergangenen Monaten haben sich mehrfach Opfer von Mobbing in Hamburger Behörden anonym an die Presse gewandt, um ihre Fälle öffentlich zu machen. Eine Anfrage der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft zeigt nun: Dem Senat sind nur wenige Fälle bekannt. Die installierten Verfahren zur Konfliktbewältigung sind sehr unterschiedlich und werden kaum genutzt. Lediglich neun Fälle von Mobbing wurden demnach in den letzten drei Jahren über alle Behörden hinweg als solche erkannt und gelöst. Eine verschwindend geringe Zahl, die auf eine hohe Dunkelziffer hindeutet. In vielen Behörden führt der Personalmangel zu Überlastung und hohen Krankenständen, was Konflikte verschärft.
Hierzu David Stoop, gewerkschaftspolitischer Sprecher der Linksfraktion: „Die Antwort des Senats auf unsere Anfrage zeigt, dass die Mechanismen zur Prävention von Mobbing in den Hamburger Behörden nicht greifen. Dem Senat sind kaum Fälle bekannt, die Dunkelziffer ist hoch. Das ist auch kein Wunder, denn die Ansprechpartner*innen für Mobbingfälle sind oft Teil der Behördenhierarchie. Viele Betroffene trauen sich deshalb nicht, offen über ihre Probleme zu sprechen. Dienstvereinbarungen werden so gut wie nie angewendet. In der Finanzbehörde, wo sich ja ebenfalls Betroffene an die Presse gewandt haben, gibt es überhaupt keine Ansprechperson. Kein Wunder, dass sich Betroffene allein gelassen fühlen. Hier besteht dringender Handlungsbedarf!“
Eine strukturelle Ursache von Überlastung ist der weiterhin bestehende Personalmangel, der für viele Beschäftigte zu einer stark belasteten Arbeitssituation führt. Mit 131 Überlastungsanzeigen in Hamburg-Mitte, 100 in Hamburg-Nord und 4 Kollektivanzeigen sowie 19 individuellen Überlastungsanzeigen in Wandsbek sind die Bezirksämter besonders belastet. Zufriedenstellend gelöst werden die Überlastungssituationen meist nicht. Entsprechend hoch fallen die Krankenstände aus: mit einer Krankenquote von 9,2 und 9,9 Prozent sind die Bezirksämter in Mitte und Wandsbek auch hier traurige Spitzenreiter.
Stoop: „Der Senat muss endlich seiner Fürsorgepflicht als Arbeitgeber nachkommen und eine wirksame Strategie gegen Überlastung und Mobbing entwickeln. Die existierenden Mechanismen sind offensichtlich unzureichend!“