Schulabsentismus: LINKEN-Anfrage enthüllt hohe Dunkelziffer

Wie viele Hamburger Schüler:innen bleiben dauerhaft dem Unterricht fern? Bislang ging die Schulbehörde von einer relativ statischen Zahl von unter 300 Fällen aus. Dass es in Wirklichkeit deutlich mehr sind, legt jetzt eine Anfrage der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft nahe. Demnach wurden von der Rechtsabteilung der Schulbehörde in den letzten drei Jahren Tausende Meldungen gemacht (2020: 1226, 2021: 1464, 2022: 2067). Dabei wurden 3358-mal Bußgelder verhängt, die sich allein 2022 zu einer Höhe von 287.650 Euro summierten. Darüber hinaus wurden Maßnahmen wie Hausdurchsuchungen (2022: 3), Schulzwang (2022: 3) oder Zwangsgelder (2022: 133) verhängt. 104-mal wurden Jugendliche seit 2019 sogar bis zu einer Woche in den Jugendarrest gesteckt. Auffällig ist, dass die behördlichen Maßnahmen in armen Stadteilen wie Billstedt, Harburg, Neuallermöhe und Wilhelmsburg deutlich häufiger vorkommen als anderswo – mehrheitlich an Schulen mit dem niedrigen Sozialindex 1 bis 3.

Sabine Boeddinghaus, schulpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft: „Wir brauchen Pädagogik statt Rohrstock! Es ist nicht zumutbar, dass Schüler:innen für Schuleschwänzen in den Knast gesteckt werden. Die Repression muss umgehend aufhören! Überwachen und Strafen sind pädagogische Maßnahmen des Kaiserreichs – überholt, ineffektiv und ineffizient. Die Schulbehörde muss die Daumenschrauben beiseitelegen und endlich Schritte für ein inklusives Schulsystem, das den Bedürfnissen der jungen Menschen gerecht wird, erarbeiten.“

Dazu gehöre auch eine bessere Betreuung durch Schulpsycholog:innen und Schulsozialarbeiter:innen. Sabine Boeddinghaus: „Um die Schüler:innen nicht zu verlieren, ist es wichtig, dass die zusätzlichen Stellen, die durch das Bundesprogramm ‚Aufholen nach Corona‘ finanziert wurden, dauerhaft an den Schulen verbleiben.“