Unhaltbare Zustände: Linksfraktion will Kinder- und Jugendnotdienst dezentralisieren und neu konzeptionieren
Hamburgs Kinder- und Jugendnotdienst (KJND) ist bislang als zentrale Großeinrichtung mit gut 100 Plätzen konzeptioniert. Kinder und Jugendliche unterschiedlichster Altersgruppen und Herkunft müssen im KJND aufgefangen, versorgt, pädagogisch bestmöglich betreut und unterstützt werden. Sie alle wurden aufgrund von Kindeswohlgefährdung nach §§ 42 und 42a SGB VIII in Obhut genommen. Kindeswohlgefährdung meint: körperliche Misshandlung, seelische oder physische Gewalt, Vernachlässigung, Gewalt, Missbrauch, Gewalt gegen die Selbstbestimmung. Dass dann eine Großeinrichtung nicht im Sinne des Kindeswohls sein kann, belegte schon das zweijährige Forschungsprojekt „Qualitätsdialoge – Jugendamt in Bewegung“. Die Beteiligten plädierten dafür, den KJND in seiner jetzigen Form zu schließen oder jedenfalls ganz neu zu konzipieren. Passiert ist allerdings nichts, im Gegenteil: Die Wohncontainer auf dem Außengelände sollen langfristig bleiben -damit hat der KJND nun sogar 155 Plätze. Die Linksfraktion beantragt nun in der Bürgerschaft die Dezentralisierung und Neuaufstellung des KJND.
Dazu Sabine Boeddinghaus, Co-Fraktionsvorsitzende und jugendpolitische Sprecherin der Linksfraktion: „Seit zwei Jahren erfragen wir kontinuierlich die Lage und zeigen auf, dass der KJND trotz aller Bemühungen der Behörde und engagierter Fachkräfte vor Ort weit davon entfernt ist, ein sicherer Ort für schutzbedürftige Kinder und Jugendliche zu sein. Der KJND muss dringend neu konzeptioniert und dezentralisiert werden, er muss auch sozialräumlich verankert werden – und zwar in Zusammenarbeit mit den Fachkräften, Expert:innen und Betroffenen selbst. Zudem fordern wir, das System der Erstaufnahme und der anschließenden Erstversorgung dahingehend zu prüfen, dass vermehrt freie Träger Aufgaben der Erstversorgung übernehmen, sodass der öffentliche Träger Landesbetrieb Erziehung und Beratung sich noch mehr auf die vorläufige Inobhutnahme unbegleitet hierher geflüchteter Kinder und Jugendlicher in Erstaufnahmen konzentrieren kann.“