Zehn Jahre VKSG: Lohnungleichheit und Armutslöhne
Zehn Jahre nach der Auslagerung der „Vereinigung Kita Service Gesellschaft GmbH“ (VKSG) aus der Vereinigung Hamburger Kindertagesstätten (heute Elbkinder) prägen starke Lohnungleichheit, Armutslöhne, Befristungen und hohe Krankenraten den Arbeitsalltag der fast 950 Angestellten in dem ausgelagerten städtischen Unternehmen. Das ergibt sich aus der Antwort des Senats auf eine Große Anfrage (Drs. 21/1158) der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft. Die Arbeitsbedingungen stellen für die Fraktion einen arbeitsmarkt-, gewerkschafts- und bildungspolitischen Skandal dar.
„Die 650 ausgegliederten Hausarbeiterinnen bei der VKSG bekommen für die gleiche Arbeit rund 30 Prozent weniger Geld als ihre Kolleginnen bei den Elbkindern“, erläutert der gewerkschaftspolitische Sprecher der Fraktion, Deniz Celik. „Bei den Hauswirtschaftsleitungen kommen die Mitarbeiterinnen bei der VKSG auf rund 87 Prozent des Lohns ihrer KollegInnen. Diese Ungleichbehandlung verstößt gegen den Grundsatz ,Gleicher Lohn für Gleiche Arbeit‘. Hinzu kommt, dass 95 Mitarbeiterinnen befristet beschäftigt sind, davon 35 sachgrundlos. Sozialsenator Scheele ist Aufsichtsratsvorsitzender und hält sich nicht einmal an die Vorgaben des eigenen Senats, Befristung und vor allem sachgrundlose Befristungen zu unterbinden.“
„Ich bin entsetzt über die Zahlen“, ergänzt Inge Hannemann, arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Fraktion. „Die Senatsantwort belegt, dass 454 der 650 Hausarbeiterinnen mit ihrem Einkommen unter der Armutsgefährdungsgrenze von 917 Euro liegen. Allein die bekannt gewordenen 86 Nebenbeschäftigungen zeigen deutlich, dass ihre Tätigkeit alleine für die Frauen nicht reicht. Die hohen Krankenraten zeigen, wie überlastet die Frauen sind. Am Ende gehen diese Frauen mit einer Rente aus dem Beruf, die ebenfalls nicht existenzsichernd ist.“
Der Fachsprecher für Kitas, Mehmet Yildiz, wirft dem Senat eine völlig falsche Bewertung der Arbeit in der VKSG vor: „Die Arbeit der Frauen ist in den Kita-Betrieb eingebunden. Das kann man nicht mit der Systemgastronomie vergleichen. Sie kümmern sich um maximal sechsjährige Kinder, erfüllen Vorgaben für Inklusionskinder und besondere Reinigungsaufgaben für Kleinkinder, müssen extra Qualitätsstandards einhalten. Das muss auch bei den nächsten Tarifverhandlungen berücksichtigt werden.“ Yildiz widerspricht auch der Darstellung des Senats, wonach die Mitarbeiterinnen alle „freiwillig“ auf Geld verzichteten und in die VKSG übergewechselt sind: „2004 wurde den Mitarbeiterinnen gedroht, sie würden ihren Arbeitsplatz ganz verlieren, wenn sie der Auslagerung aus dem Betrieb nicht zustimmten. 147 Mitarbeiterinnen haben daraufhin den Betrieb verlassen.“
Die Abgeordneten fordern den Senat auf, gleichen Lohn für gleiche Arbeit und existenzsichernde Löhne zu garantieren. Die Beschäftigungen müssten auch wegen der stabilen Geschäftsentwicklung entfristet werden. Letztlich müsse die VKSG wieder den Elbkindern angegliedert werden.