Beschulung geflüchteter Kinder: Die separaten Klassen auflösen!

Zwei Studien – eine der Universität Hamburg, eine des RWI (Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung in Essen) – stellten jüngst auf Grundlage von Daten aus Hamburger Internationalen Vorbereitungsklassen (IVK) fest, dass die exklusive Beschulung von geflüchteten Kindern ihren Lernerfolg deutlich verschlechtert. Insgesamt stellt die Praxis der separaten Beschulung von geflüchteten Kindern, wie sie auch in Hamburg an fast allen Schulen realisiert wird, hohe Barrieren für die Betroffenen mit unzulänglichen Angeboten für gelingende Integration dar, wie die Daten aus einer Anfrage der Linksfraktion zeigen.

Dazu Sabine Boeddinghaus, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft: „Die von Schulsenator Rabe jüngst im Abendblatt angekündigten Erhöhungen der Klassenfrequenzen in den Regelklassen sind ein Angriff aufs Schulgesetz und auf die pädagogische Anforderung individueller Förderung jedes einzelnen Kindes und Jugendlichen. Denn erstens sind die Klassenfrequenzen gesetzlich definiert, was eine große Errungenschaft ist und zweitens sehe ich die große Gefahr bei immer größer werdenden Klassen, dass niemand mehr zu ihrem/seinen Recht auf Bildung kommt. Sollte der Senator seine Ankündigung wahr machen wollen, dann erwarte ich von ihm eine offensive Debatte über eine entsprechende Gesetzesänderung, auch in der Bürgerschaft.“

Aus der Anfrage der Linksfraktion ergibt sich zudem eine gravierende Ungleichheit im System der IVK. Dazu Sabine Boeddinghaus: „Es kann nicht sein, dass der Großteil der Beschulung von Schulen mit Sozialindex 1 bis 3 geleistet wird. Einige Schulen mit hohem sozioökonomischem Status sind gar nicht an der Geflüchtetenbeschulung beteiligt. Die Mehrzahl der geflüchteten Kinder besuchen überdies Stadtteilschulen. Gymnasien, die ja ihren Beitrag leisten wollen, sind außen vor.“

Zusätzlich zu den regulären Lehrkräften können Schulen „Sprach- und Kulturmittler:innen“ als Honorarkräfte bei der Schulbehörde beantragen. Sabine Boeddinghaus: „Auch in diesem Punkt zeigt sich eklatante Ungerechtigkeit: sehr viele Anträge der Schulen werden abgelehnt, besonders von Grund- und Stadtteilschulen, besonders von Schulen mit einem niedrigen Sozialindex. Die Ablehnungspraxis muss sofort beendet werden!“

Boeddinghaus fordert eine Kursänderung: „Die separaten Klassen müssen unmittelbar aufgelöst werden. Die Kinder müssen in Regelklassen. Die Regelklassen müssen verkleinert werden und sie brauchen dauerhafte Doppelbesetzung. Wir brauchen mehr Ressourcen im System Schule und vor allem brauchen wir mehr Personal, um die Belastungen abzumildern: Schulsozialarbeit, Schulpsychologie, Sprachbildner:innen. Der Schulsenator hat die Verantwortung, die Lage zu verbessern!“