Dramatische Lage beim KJND: Fehlplanung fällt Senat auf die Füße

Eine ganze Reihe von Anfragen der Linksfraktion (Drs.22/13779, 13780, 13781, 13782, 13784, 13814) deckt unsägliche Zustände auf beim Kinder- und Jugendnotdienst (KJND) und in den Erstversorgungseinrichtungen. Und diese Probleme spitzen sich immer weiter zu: Alle Erstversorgungseinrichtungen sind überbelegt. Dazu kommt: Im KJND sind erschreckend viele Stellen unbesetzt – und dass bei hohen wöchentlichen Neuzugängen von unbegleitet hierher geflüchteten Kindern und Jugendlichen. Die Folge: Im KJND liegen Dutzende Überlastungsanzeigen und auch Langzeiterkrankungen vor. Die Security wurde auf sieben erhöht. In der Turnhalle sind längst wieder Jugendliche untergebracht, auf dem Gelände des KJND wurden Zelte aufgestellt. Noch werden sie angeblich nur für die Freizeitgestaltung genutzt. Hinter diesen nüchternen Fakten verbergen sich Leid, Ungewissheit, verbaute Chancen bei den schutz- und hilfsbedürftigen Kindern und Jugendlichen, Überlastung bei den Fachkräften und Außerkraftsetzung fachlicher Standards und rechtlicher Vorgaben. Der Senat selbst spricht nur noch von einer “den Umständen entsprechenden angemessenen Versorgung unbegleitet hierher geflüchteter Minderjähriger”.

Dazu Sabine Boeddinghaus, jugendpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft: „Das ist viel zu wenig für ‚gutes Regieren‘! Der Senat muss umgehend dafür sorgen, dass sowohl vom LEB aus als auch von freien Trägern deutlich mehr Erstversorgungseinrichtungen geschaffen werden. Die Fehlplanung der letzten Jahre fällt dem Senat nun auf die Füße. 2015/2016 wurden aus einer Überlastungssituation heraus Plätze aufgebaut. Ab 2018 wurde diese mühsam aufgebaute soziale Infrastruktur dann aber wieder abgebaut – und dass, obwohl Kriegs- und Krisenherde allseits bekannt waren. Die andauernde Überbelegung ist eine unerträgliche Zumutung für die Jugendlichen und die Beschäftigten. Sie befördert Ressentiments und individuelle Schuldzuweisungen innerhalb des Hilfesystems. Der Senat darf sich auch nicht hinter dem Fachkräftemangel verstecken – denn dessen Ursachen sind bereits lange bekannt. Momentan ist die Politik des Senats eher Teil des Problems und nicht Teil der Lösung! Und das muss sich sofort ändern!“