Forschungsstelle „Koloniales Erbe“: Knapp an der Blamage vorbei
Der Senat will die Forschungsstelle „Hamburgs (post-)koloniales Erbe“ nun doch nicht abwickeln. Noch im August – sechs Monate vor dem Auslaufen der Finanzierung – hatte er sich auf eine Große Anfrage (Drs. 21/9672) der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft hin geweigert, sich zum Weiterbetrieb zu bekennen. „Erst nach dringenden Nachfragen auch von außerhalb Hamburgs konnte sich die Wissenschaftssenatorin durchringen, das Rückgrat der Diskussion um die koloniale Erinnerung zu erhalten. Eine Finanzierung auf dem bisherigen Niveau genügt den Anforderungen an diese Stelle aber eindeutig nicht“, erklärt dazu Norbert Hackbusch, kulturpolitischer Sprecher der Fraktion. „Damit hat der Senat noch knapp die Kurve gekriegt vor einer großen Blamage. Denn die mit großen Ansprüchen gestartete Arbeit an einem Erinnerungskonzept kann neben der Forschungsstelle kaum konkrete Ergebnisse zeigen: Der zentrale Runde Tisch traf sich Ende 2014 und erst jetzt 2017 erneut. Die Situation in Wandsbek hat sich trotz großer Ansprüche keinen Zentimeter voran entwickelt und auch die Museen sind erst in den letzten Monaten wieder aktiv geworden.“
Die Forschung sei bedeutend nicht nur für die Aufarbeitung der direkten kolonialen Zeit und auch der Tatsache, dass Hamburg zu den großen Gewinnern des expandierenden kolonialen Überseehandels gehört, so Hackbusch: „Es gibt bis heute viele koloniale Spuren ohne kritische Kontextualisierung im Stadtbild. Diese Aufarbeitung ist auch für das Verhältnis Hamburgs zu den Menschen in ehemaligen Kolonien notwendig und insgesamt für die Frage, inwieweit wir die Welt als eine Welt ansehen und gegen Rassismus auftreten.“
Die Fraktion DIE LINKE beschäftigt sich mit Energie mit dieser Angelegenheit und freut sich deshalb, dass der Kulturausschuss schon jetzt beschlossen hat, diese Fragestellung im ersten Halbjahr 2018 wieder auf die Tagesordnung zu setzen.